Der SC Langenthal hat beim Stande von 2:2 weiterhin alles in der Hand, die Viertelfinalserie gegen Martigny zu gewinnen. Die letzte Partie gibt aber Grund zur Sorge.
Die Rapperswil-Jona Lakers wären froh, wenn sie mit dem SC Langenthal tauschen könnten. Während der Qualifikationssieger beim Stand von 1:3 vor dem Ausscheiden steht, besteht das Skore zwischen Langenthal und Martigny aus je zwei Siegen.
Und trotzdem: Restlose Zufriedenheit herrscht auch beim SC Langenthal nicht. Der Grund ist in einem knappen Satz ganz einfach erklärt: Martigny ist schwach. Und mit schwach meine ich nicht fähig, eine Playoff-Serie zu überstehen. Offensiv sind die Walliser praktisch inexistent, das einzige was ihnen eine Siegeschance bietet sind ihre Defensivkünste, die auf Leidenschaft und Wille basieren. Technisch sind ihre Spieler aber sehr limitiert. Mehr vorhanden ist schlicht und einfach nicht. Es war Pascal Stoller, der vor Jahren einmal sagte: „Wer in einer Meisterschaft etwas erreichen will, der muss in Martigny gewinnen.“ Und das gilt auch heute noch. Wenn der SC Langenthal Powerhockey spielt und mit viel Wille und Tempo angreift, dann würde Martigny nicht nur die Orientierung, sondern auch die Spiele verlieren. Martigny würde zwar versuchen, das Tempo aus dem Spiel rauszunehmen, aber ist das gegen eine spielstarke Mannschaft wie der SCL immer möglich?
Darauf angesprochen gibt es viele Ausreden aus dem Team der Langenthaler. Man könne nicht 60 Spiele unwiderstehlich spielen. Manchmal gebe es Spiele, in denen nicht alles klappt. Und manchmal fehle Glück oder der allerletzte Wille die Scheibe ins Tor zu bringen. In diesen Momenten frage ich mich, wo sich der SC Langenthal gerade befindet. In einem x-beliebigen Qualifikationsspiel oder haben die Playoffs vielleicht doch schon begonnen?
Meiner Meinung nach ist Grund zur Sorge vorhanden. Ich frage mich, ob der SC Langenthal den Gegner noch deutlicher unterschätzt als ich es vielleicht schon tue. Aber von goldenen Tagen ist der SC Langenthal weit entfernt.
Ein Problem ist aber erst ein Problem, wenn eine Lösung fehlt. Und für mich war dazu das zweite Drittel im Wallis der negative Höhepunkt. Nach dem 0:1-Rückstand war es auf der Spielerbank mucks-mäuschen-still. Eine erste Enttäuschung ist verständlich – aber es ist keiner aufgestanden, der versuchte seine Kollegen anzutreiben. Wo sind unsere Leader? Joël Fröhlicher tut das in seltenen Fällen, Marco Schüpbach auch. Aber es gab in diesem Abschnitt keiner der aufgestanden wäre und etwas gesagt hätte. Es braucht kein Stöcke-zerschlagen nach jedem Gegentor. Und es braucht kein Plauderi der irgendetwas motzt oder jemand der die Nerven verliert. Aber es hätte einen Marc Eichmann gebraucht, der in solchen Situationen die richtigen Worte findet. Andere Spieler, die auch als Leader verpflichtet wurden, blieben in diesem Moment aber stumm. Genauso wie die beiden Trainer, die sich währenddessen wortkarg gaben und anstatt die Einstellung die Taktik bemängelten.
Verstehen sie das nicht falsch, liebe Leserinnen und Leser. Es kann auch eine Qualität eines Teams sein, in einer solchen Situation ruhig zu bleiben. Antworten werden dann auf dem Eis gegeben. Doch auch diese Reaktion – vielleicht mit einem harten Check, einem unwiderstehlich hartnäckigen Sololauf oder einem Blocken eines gegnerischen Schusses – blieb aus. Und hier fehlt mir vor allem Josh Primeau. Dieser grossgewachsene Hüne wurde für solche Situationen verpflichtet. Er blieb aber nicht nur blass, sondern ungesehen. Es wäre zwar ein schmaler Grat zwischen hartem Spiel und dem Verursachen von Strafen. Aber für mich fehlen bisher Argumente, seinen Vertrag zu verlängern. Auch Spieler wie Arnaud Montandon, Claudio Cadonau oder Dominic Hobi konnten an diesem Abend ihre Härte nicht einbringen. Zaghafte Versuche gab es höchstens noch von Marc Kämpf oder Joel Fröhlicher. Es wäre zweifellos ein Moment gewesen, in welchem Stefan Tschannen mit seiner Leidenschaft und Einstellung hätte auffallen können. Er fällt vielleicht weniger mit Worten, dafür aber mit Taten auf. Ereignisse, die in Martigny fehlten.
Müssen wir nun Angst um den Meisterkandidaten haben? Nein. Martigny ist zu schwach. Und das bleibt so. Die Oberaargauer werden mit einem blauen Auge davonkommen und wenn es die Eishockey-Götter wollen, werden sie dafür vielleicht sogar mit den Thurgauern als nächsten Gegner belohnt. Nach ihrem Kraftakt gegen Rapperswil dürfte auch diese Mannschaft im Vergleich mit einem Olten, Visp oder Ajoie einfach zu besiegen sein. Einem Finale sind sie nicht würdig – zumal die Langenthaler bis dahin erwacht sind und auch anders spielen können und werden. Es bleibt aber zu hoffen, dass das schon ein bisschen früher passiert.
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Guter Bericht, dem gibt es nichts beizufügen.
Im Playoff werden die Karten neu gemischt, das ist heute so, das war früher so und es wird auch morgen noch so sein. Das der SCL im Moment wankt ist jedem klar. Bleibt so hoffen das sich das Team nach den unzähligen Ausfällen und Verletzungen findet. Ich bin guten Mutes, der SCL schafft es ins NLB Finale! >>gegen jeden Gegner<< Hopp SCL