Heute Abend startet die neue Saison in der Nationalliga B. Die Hauptfrage die sich wie in jeder Saison stellt ist, wer Meister wird. Kann Ajoie seinen Titel verteidigen? Oder wird es Rapperswil schaffen, in die NLA zurückzukehren? Gibt es vielleicht sogar ein Team, welches erstmals die NLB-Meisterschaft gewinnt? Hier die Einschätzung von desktopstories.ch.
Und plötzlich waren sie nicht mehr zu bremsen – der HC Ajoie hat in der letzten Saison gezeigt, was mit einem gut durchmischten und altersmässig ausgeglichen Kader möglich ist, wenn Verletzungssorgen wegbleiben. Dazu kamen zwei herausragende Ausländer und mit Gauthier Descloux ein Torhüter der alles aus sich und seinen Fähigkeiten herausgeholt hat. Orchestriert wurde die meisterliche Arbeit von Gary Sheehan, der damit einmal mehr seine Fähigkeiten bewies. Nun stellt sich aber die Frage: Kann Ajoie den Erfolg wiederholen?
Hart umkämpfte Spitze
Meine Einschätzung lautet nein. Mit der aktuellen Mannschaft gehört Ajoie wie schon im letzten Jahr zum Mittelfeld. Sie haben nicht alle Abgänge adäquat ersetzen können (Mäder zu Olten, Descloux zu Ambri, Dario Kummer zu Langenthal) und sind deshalb auch in diesem Jahr auf gute B-Lizenzen angewiesen. Stanislav Horansky beispielsweise wird die Saison erneut in Biel starten, eine Rückkehr ist vorerst nicht geplant. Wie schon vor den letzten Playoffs kann sich die Lage aber schlagartig ändern. Und mit Gary Sheehan haben die Jurassier den Trainer, der aus Erfahrung richtig darauf reagieren kann. Aber, dass noch einmal alles so ideal passt ist zum heutigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.
Und: Ganz generell dürfte die Konkurrenz an der Spitze gross sein. Nach dem Sommer gibt es mehrere Teams, die aufgrund guter Transfers Anspruch auf den finalen Titelkampf erheben dürfen. Es darf lediglich vermutet werden, dass die NLB punktemässig zweigeteilt sein wird, weil von den Nachwuchs-Mannschaften keine Organisation fähig sein wird, auf Dauer mit den Top-Teams mitzuhalten.
Das Wallis rüstet auf
Der Preis für die besten Transfers an einen Club zu vergeben wird in diesem Jahr nicht einfach. Müsste man ihn aber regional vergeben, so hätte das Wallis gewonnen. Mit Red-Ice und Visp rüsten gleich zwei Mannschaften mächtig auf, wobei Visp zwar weniger Transfers gemacht hat, insgesamt vielleicht aber dennoch die bessere Mannschaft stellt. Der Abgang von Julian Schmutz (Biel) konnte mit dem Transfer von Ex-Tiger Tobias Bucher aufgefangen werden. Mit Kim Lindemann (Langnau) und Luca Camperchioli kommen Verteidiger mit NLA-Erfahrung, in der Offensive wurde zudem Nicolas Thibaudeau (Zug) verpflichtet. Ebenfalls transferiert wurden junge Perspektivspieler. Darunter die Stürmer Kris Schmidli (GCK Lions), der bereits die Playoffs im Wallis absolvierte und Jules Sturny (Winterthur/Kloten U20) sowie der Verteidiger Yanik Buren (Bern U20).
Bei Red-Ice Martigny wurden ebenfalls bekannte Namen verpflichtet. Mit Frédéric Inglesias (Genf Servette) und Sami El Assaoui (Olten) holt Red-Ice zwei NLA-erfahrene Verteidiger, dazu kommen mit Sandro Brügger, Tristan Vauclair (beide Fribourg) und Alain Birbaum (Ambri) diverse Ex-NLA-Stürmer. Patrick Schommer (Rapperswil) und Melvin Merola (La Chaux-de-Fonds) runden die Transfers als überdurchschnittliche NLB-Spielern ab. Faktisch ist Martigny mit diesen Transfers aber deutlich älter geworden. Das Plus an Erfahrung könnte zugleich auch zu einem Minus an Schnelligkeit bedeuten. Hier wird der neue Trainer Matjaz Kopitar (Ehemals Slowenischer Nationaltrainer) gefordert sein, das richtige Spielsystem zu finden, um die Erfahrung optimal einzubringen.
Sonderfall La Chaux-de-Fonds
Die Neuenburger durften sich in den letzten Jahren gleich mehrmals Co- oder gleich Transfersieger nennen. Die Saison wird jeweils gut vorbereitet, das Team wird eigentlich immer verstärkt. Am Schluss reicht es aber oft nur für die Viertelfinalqualifikation, die letzte Finalqualifikation ereignete sich im Jahr 2009. Auch in diesem Jahr haben die Verantwortlichen in La Chaux-de-Fonds gut gearbeitet. Mit Adam Hasani holen sie ein Eigengewächs aus Fribourg zurück, mit Dominic Hobi kommt ein zweiter starker Powerflügel und mit Daniel Eigenmann (Thurgau) und Fabian Ganz (Olten) verstärken sie ihre Defensive deutlich. Laurent Meunier hat zwar weiterhin noch keine Schweizer Lizenz, mit Benoit Mondou (Kanada) und Henrik Eriksson (Schweden) haben sie aber dennoch bald drei Ausländer. Ein Problem das in La Chaux-de-Fonds aber bleiben könnte ist die Torhüterposition. Immerhin wurde neben dem immer mal wieder schwächelnden Remo Giovannini mit Tim Wolf (Ambri) ein weiterer fähiger Keeper verpflichtet. Dieser muss sich nach diversen Stationen als Backup-Torhüter erst noch beweisen. Die Frage, wann La Chaux-de-Fonds den Durchbruch schafft könnte deshalb auch in dieser Saison beantwortet werden. Gelingt das aber erneut nicht, so müssen die Neuenburger über die Bücher.
Ein Verteidiger als Ausländer
Bei unseren Nachbarn, dem EHC Olten, änderte sich derweil nur wenig. Mit Dominic Nyffeler (Thurgau) wurde ein zweiter starker und vor allem entwicklungsfähiger Torhüter neben Matthias Mischler verpflichtet, der gewichtige Abgang von Fabian Ganz soll mit den Zuzügen von Marc Grieder (Rapperswil) und Anthony Rouiller (Biel/Ajoie) aufgefangen werden. Mit Stefan Mäder wurde in der Offensive mehr Masse verpflichtet und die vorerst gescheiterte Verpflichtung von Biels Daniel Steiner (wird gegen Langenthal nicht spielen) ist noch nicht definitiv vom Tisch. Die überraschendste Änderung passierte auf dem Ausländerposten, wo neben Justin Feser ein Verteidiger verpflichtet wurde. Curtis Gedig soll hier den nicht mehr erwünschten Shayne Wiebe ersetzen und die Verteidigung entsprechend verbessern. Die letzte Mannschaft die sich diese Variante auch in der NLB erfolgreich zutraute war Langnau, wobei deren Mannschaft offensiv und defensiv deutlich besser aufgestellt war, als es Olten derzeit ist. Hinzu kommt mit Maurizio Mansi ein Trainer der neben diversen Assistenztrainerjobs (darunter bei der Spanischen Nationalmannschaft) auf diesem Posten nicht viel auszuweisen hat. Mein ganz persönliches Fazit lautet deshalb: Die Oltner können zwar offensiv weiterhin überzeugen, sind aber einerseits auf der Torhüterposition weiterhin (noch) nicht überragend, wagen ein Experiment auf dem Ausländerposten und haben einen im Schweizer Eishockey unbekannten Trainer engagiert. Für die Dreitannenstädter dürfte sich der Traum des Meistertitels – in dieser Zusammenstellung – auch in dieser Saison nicht erfüllen.
Kein Aufstieg für Rapperswil, harter Kampf um Platz acht
Als Verlierer unter den Topteams darf man die Rapperswil-Jona Lakers bezeichnen. Zahlreiche Abgänge darunter jene von Marc Grieder, Valentin Lüthi (Biel), Raphael Kuonen (Langnau), Roman Schlagenhauf (Kloten) konnten nicht kompensiert werden, insbesondere der vertragstechnische Abgang von Torhüter Melvin Nyffeler (noch unbekannt) schmerzt trotz dem Zuzug von Jannik Schwendener (SC Bern) hart. Zuzüge gab es derweil nur spärlich, darunter jener vom Visper Niki Altdorfer oder vom Ex-Klotener Corsin Casutt. Ein Wiederaufstieg, mit dem die Rapperswiler eigentlich liebäugeln, wird unter diesen Voraussetzungen fast unmöglich.
Gekämpft wird aber nicht nur unter den Spitzenteams hart, sondern auch in der unteren Tabellenhälfte. Es ist zu erwarten, dass alle Teams Spielverderber sein können und somit in jedem Spiel für die oberen Mannschaften gefährlich sein werden. Auch deshalb wird der achte Platz hart umkämpft sein. Als einzige dieser fünf Mannschaften wird Zug mit zwei Ausländer antreten, vorerst für einen Monat wird auch Winterthur einen Ausländer im Einsatz haben. Die GCK Lions sind derweil abhängig von den ZSC Lions, die sich möglicherweise ebenfalls noch dazu bewegen, ihr Farmteam mit Ausländern weiter zu unterstützen. Thurgau wird derweil ohne Evan McGrath und Derek Damon deutliche Rückschritte machen, Winterthur, Biasca und Zug dürften als mehr oder weniger neue NLB-Teams weiterhin Lehrgeld bezahlen. Und trotzdem: Alle Mannschaften dürfen sich aufgrund der ausgeglichenen Teamstärke Chancen auf einen Playoff-Platz ausrechnen. Erhalten die GCK Lions noch zwei Ausländer, dürften sie als Kronfavorit in dieses Rennen steigen.
Status Quo beim SC Langenthal?
Ebenfalls nur wenig geändert hat sich beim SC Langenthal. Mit Mike Völlmin (Amerika), Bernd Wolf (Bern U20) und Aurelien Marti (Martigny) wurden neue Perspektivspieler in der Abwehr verpflichtet. Mit dem Transfer von Philipp Rytz (Lausanne), der vorerst zugesicherten Leihe von Dan Weisskopf (Langnau) und den bereits vorhandenen Abwehrspieler haben die Oberaargauer zumindest defensiv gute Vorbereitungsarbeit geleistet. Offensiv konnte derweil der Langenthaler Dario Kummer von Meister Ajoie zurückgeholt werden, mit Michael Trüssel (Bern U20) stösst ein zweites Eigengewächs zum Team. Der Abgang von Philippe Seydoux (Langnau) konnte somit kompensiert werden, in der Offensive fehlt den Langenthalern aber wie schon in der letzten Saison ein zusätzlicher Skorer. Wie in beinahe jeder Saison wird deshalb darüber sinniert, Stefan Tschannen von den Ausländern zu lösen, früher oder später dürfte der Status Quo wegen fehlender Torausbeute aber wieder eintreten. Marc Kämpf kann zwar ein Skorer sein, zugleich ist der treue Stürmer aber von offensiv starken Linienpartnern abhängig. Langenthal wird so oder so aber sicherlich zwei starke Linien stellen und bleiben die Oberaargauer von Verletzungspech verschont sind auch die Halbfinals zweifellos machbar. Ob ein Zusatzeffort bis hin zum Meistertitel bei der Stärke der gegnerischen Mannschaften aber gelingt darf angezweifelt werden. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison unter der Regie der Atomlinie Kelly-Campbell-Tschannen bringt aber auch die Hoffnung auf eine langanhaltende Saison mit sich, zumal defensiv Voraussetzungen vorhanden sind.
Ranglistentipp nach der Qualifikation:
- Visp
- Langenthal
- Martigny
- Rapperswil
- La Chaux-de-Fonds
- Olten
- Ajoie
- GCK Lions
- Thurgau
- Zug
- Biasca
- Winterthur
Hier darf gerne diskutiert und kommentiert werden! Was denken also Sie, liebe Leserinnen und Leser? Wer wird in diesem Jahr Meister und wieso?
Von Platz 1-7 wird es so spannend werden wie noch nie.
Die Spitze ist dermassen breit und jeder kann jeden schlagen.
Ich erwarte am Schluss der Quali ein sehr geringer Punkte-Abstand
von Platz 1-7 mit max 15 Punkten .
Daher ist eine Prognose dieser Teams sehr schwierig einzuschätzen.
Dahinter wird es einen Dreikampf um Platz 8 geben.
Aus meiner Sicht sind das Winterthur (wenn sie den Ausländer hoffentlich
halten können), Thurgau und die EVZ Academy.
Die Lions Kücken schätze ich dieses Jahr (sofern sie keine Ausländer
zur Verfügung haben werden, schlechter ein als die Jahre zuvor!)
Letzter werden die Biasca Rockets.