Philip Ahlström: Der Grossstadt-Junge in Langenthal

Philip Ahlström, Verteidiger des SC Langenthal, gibt interessante Einblicke in sein privates Leben: Desktopstories – leroyryser.ch hat mit dem jungen Schweiz-Schweden über seine Herkunft und seine Hobbys gesprochen und hat erfahren, wieso er ein bisschen sauer auf seine Mutter ist.

Stellen Sie sich vor, sie könnten sich nicht mit ihren Grosseltern unterhalten. Sie würden sie nicht verstehen und benötigten für die Kommunikation einen Dolmetscher. So geht es Philip Ahlström. Der 20 Jahre junge Schweiz-Schwede hat Verwandtschaft in St. Gallen, kann mit ihnen aber nur auf Englisch kommunizieren. „Sie sprechen kein Schwedisch und ich kein Deutsch“, sagt der Verteidiger des SC Langenthal. Er verstehe zwar ein bisschen St.-Galler-Deutsch – nur schon mit dem Berndeutsch habe er aber grösste Mühe. Deshalb spreche er mit seinen Schweizer Cousins und seinem Onkel Englisch, seine Grosseltern aber würden jedoch nur Deutsch sprechen. „Dann muss immer jemand übersetzen. Manchmal geht es ein bisschen mit Händen und Füssen – wirklich sprechen können wir zusammen nicht“, sagt Ahlström. Das könnte sich schon bald ändern. Denn mit dem Zweijahresvertrag in Langenthal hat sich der junge Doppelbürger mit einer Schweizer Mutter vorgenommen, Deutsch zu lernen. Es gibt dabei jedoch ein Aber: „Ich bin im Privatleben einer, der Dinge vor sich herschiebt und sie nicht sofort erledigt“, gibt Philip Ahlström zu. Das gelte beispielsweise für das Autofahr-Billet, welches er noch immer nicht habe. Und es gelte auch für den Deutschkurs, bei dem er sich noch nicht eingeschrieben hat. „Ein bisschen sauer auf meine Mutter bin ich deswegen schon. Sie spricht perfekt Deutsch, weil sie hier aufgewachsen ist. Wir hätten mehr Deutsch sprechen sollen“, sagt Ahlström. Sogar sein Vater könne sich wegen seiner Mutter auf Deutsch verständigen. Er habe sich zu Hause aber lediglich auf Schwedisch mit seinen Eltern unterhalten.

02.12.2015; Stadion Schoren, Langenthal; EISHOCKEY NLB – Portrait Philip Ahlström. Foto: Leroy RyserPlatzhirsch, Coop und Migros
Philip Ahlström ist mittlerweile schon die zweite Saison in der Schweiz. Nach einer Saison in Lugano kehrte er den Sommer hindurch nach Schweden zurück und heuerte nach einem erfolgreichen Try-Out beim SC Langenthal an. Aufgewachsen sei er in Stockholm. Die Entfernung zum Stadtkern betrage nur gerade 15 Minuten. „Ich bin ein Grossstadt-Junge“, sagt Phlip Ahlström. Dass er jetzt in Bleienbach, in einer 700-Seelengemeinde wohne, sei schon etwas speziell. „Hier läuft nicht viel. Eigentlich auch in Langenthal nicht. Deshalb war ich noch gar nicht so oft hier unterwegs“, sagt Philip Ahlström. Er kenne höchstens den Platzhirsch (Anm. d. Red.: Ein Bar, die den SCL sponsert), das Coop, das Migros und den Denner. Von anderen Plätzen würde er die Namen nicht kennen. Das hat vielleicht auch mit dem fehlenden Führerausweis zu tun – die Busverbindungen seien nämlich nicht gerade ideal. Zugleich bevorzuge er aber grössere Städte wie Bern oder Luzern, in denen er jeweils mit Andri Spiller „Kaffee trinken“ gehe. „Oder aber ich schlafe“, sagt Ahlström mit einem Anflug von Begeisterung. „Ich bin oft alleine in meinem Zimmer, spiele ein Spiel oder schlafe. Ich liebe es zu schlafen.“

22.09.2015; Les Mélèzes, La Chaux-de-Fonds; EISHOCKEY NLB – HC La Chaux-de-Fonds - SC Langenthal – SC Langenthal Verteidiger Philip Ahlström (links) führt die Scheibe und wird von Thomas Hofmann und Melvin Merola (vorne) unter Druck gesetzt. Foto: Leroy Ryser

NLA? Muss nicht sofort sein
Die Tatsache, dass Langenthal für ihn klein sei, störe ihn aber nicht. Er fühle sich beim SC Langenthal wohl und habe keine Eile den Club zu verlassen. „Mein Ziel ist es in die NLA zu gehen. Aber das muss nicht sofort sein“, sagt Philip Ahlström. Auch das könne er ohne zu zögern noch ein bisschen verschieben, vielleicht bleibe er deshalb auch noch länger in Langenthal, das werde er dann sehen. Vorteile würde ein längeres Engagement beim SCL in mehreren Hinsichten bieten. Einerseits würde er Langenthal als Stadt noch besser kennenlernen, andererseits dürfte er in dieser Zeit tatsächlich noch Deutsch lernen. Wenn er es denn nicht zu lange vor sich herschiebt.

Wer sich für den sportlichen Teil des Interviews interessiert, der liest diesen Artikel vom Zofinger Tagblatt. Dieser ist vor der Nationalmannschaftspause erschienen.

Den Live-Ticker zum heutigen Spiel in Martigny gibt es übrigens hier: Link.

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foto lang schrifta111

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