Der grosse Formcheck der Nationalliga B

In der Nationalliga B stehen die Playoffs kurz bevor. Zwei Spiele vor dem Qualifikationsende analysieren wir die Form der jeweiligen Teams und lassen uns zu kleinen Prognosen hinreissen.

Wer gewinnt den Meistertitel in der Nationalliga B in der Saison 2016/2017? Diese Frage wird in den nächsten Wochen beantwortet. Bereits heute in einer Woche starten die Playoffs, bis dahin sind noch zwei Spiele zu bestreiten. Langenthal wird dabei auswärts in Olten antreten und zu Hause gegen Biasca spielen.
Eine Frage stellt sich so kurz vor den Playoffs: Wer ist in Form und wer hat welche Chancen auf den Titel? Ich gehe die Teams der Tabelle nach durch und kommentiere mit meiner Meinung:

SC Langenthal: Eine gute Frage zu Beginn
Ist der SC Langenthal der Titelkandidat Nummer eins oder folgt dasselbe Saisonende wie im letzten Jahr? Die Frage ist eng mit einer weiteren verbunden: Wo lag das Problem im letzten Jahr und wo lag es in den letzten beiden Spielen? Ist die Antwort auf mentaler Ebene zu finden, so ist der SC Langenthal tatsächlich Titelkandidat Nummer eins. Diese Spieler werden sich kein zweites Mal die Blösse geben wollen und im Viertelfinal ausscheiden. Dafür werden sie selbst aufstehen, sich wehren und frühzeitig reagieren. Insbesondere nach dem letzten Jahr werden sie wissen, wie sie damit umgehen müssen. Die Spieler, die Verantwortung tragen sind zudem fit und können daher das Ruder herumreissen. Ist es aber kein mentales Problem und kann nicht so einfach korrigiert werden, so sind selbst die Halbfinals in Gefahr. Die Passivität aus dem Spiel gegen Visp könnte auch von anderswo herrühren. Vielleicht vom Off-Ice-Training? Sind die Langenthaler wirklich in einer Playoff-Form? Auf die Frage ob die Beine müde sind antwortete Hans Pienitz nach dem letzten Spiel mit einem klaren „Nein“. Das würde auf ein mentales Problem hindeuten, das auf jeden Fall gelöst werden kann und auch gelöst wird. Alle Fragen lassen sich eigentlich einfach beantworten: Gewinnt der SC Langenthal heute Abend gegen Olten, dann können die meisten Zweifel wahrscheinlich sofort begraben werden und dann kann es nach vorne gehen. Zeigen die Oberaargauer eine ähnliche Leistung wie in den letzten zwei Spielen darf man durchaus ein bisschen Angst um den SC Langenthal haben.

HC La Chaux-de-Fonds: Auf dem absteigenden Ast?
Der HC La Chaux-de-Fonds mahnt ein bisschen an den SC Langenthal aus dem letzten Jahr. Die Neuenburger haben das Tableau in dieser Saison lange angeführt und oft dominiert. Dann folgte um die Jahreswende der Bruch und seither findet das Team von Alex Reinhard und Christian Weber nicht mehr aus dem Tief. Da darf man sich durchaus die Frage stellen, ob ein wenig erprobter und bisher bedingt erfolgreicher Trainer wie Alex Reinhard das Ruder herumreissen kann. Meine Antwort ist nein. Egal ob gegen Ajoie oder Visp – La Chaux-de-Fonds wird womöglich schon in den Viertelfinals die Segel streichen müssen.

SC Rapperswil-Jona Lakers: Zu wenig gut
In Diskussionen mit anderen Journalisten höre ich oft: Die Lakers sind mein grösster Favorit. Ich sehe das ganz anders. Die Lakers sind schlicht und einfach zu wenig gut. Sie haben ein überdurchschnittliches Kader, keine Frage, aber wenn ich dieser Mannschaft zuschaue, fehlt immer irgendetwas. Bis ganz zum Schluss werden sie sich nicht durchsetzen können. Ihre Klasse genügt bis in den Final, dann fehlt es aber erneut irgendwo. So wie im letzten Jahr gegen Ajoie und auch so, wie beispielsweise im letzten Spiel gegen den SC Langenthal. Wer so zur Führung kommt, gibt sie nicht derart einfach wieder ab. Rapperswil wird deshalb weder aufsteigen, noch Meister werden.

EHC Olten: Gefährlich, aber defensiv ungenügend
Nach dem 10:1 gegen den HC La Chaux-de-Fonds war die Aufruhr gross. Dann folgte aber eine Niederlage gegen den scheinbar angeschlagenen EHC Visp in der Verlängerung, wobei ein deutlicher Rückstand aufgeholt werden konnte. Nun stellt sich die Frage, was im Falle des EHC Olten für bare Münzen genommen werden kann. Ich sehe es wie folgt: Olten hat mit dem Trainerwechsel den bestmöglichen Schritt getan. Sie haben damit die Chance, die Halbfinals doch noch zu erreichen. Ihre Offensiv-Power ist gross und davor muss sich jede Mannschaft in Acht nehmen. Gerade Martigny – der wahrscheinlichste Gegner – könnte das. Das Problem in Olten befindet sich aber in der Defensive. Dort sind die SCL-Derbygegner weiterhin zu schwach. Deshalb reicht es weder zum Titel und wohl auch nicht in den Final.

HC Red-Ice Martigny: Defensiv stark und deshalb ein Geheimkandidat
Der SC Langenthal dürfte hier aus bester Erfahrung sagen: Martigny ist saumässig gefährlich. Der Grund ist ein altes Sprichwort: Spiele gewinnt man in der Offensive, den Titel in der Defensive. Martigny kann dieses Versprechen in diesem Jahr einlösen, weil sie erfahren sind, defensiv stark und systemgetreu spielen. Offensiv haben sie zudem mit Jozef Balej und Jacob Berglund zwei starke Ausländer, die gefährlich sind. Gerade für den SC Langenthal sind die Walliser ein unangenehmer Gegner. Das geht auch andern Teams so. Martigny ist zudem zu Hause stark und muss nur auf einen Ausrutscher des Gegners bei einem Auswärtsspiel warten. Sie im „Patinoire du Forum“ zu schlagen ist saumässig schwer. So kann sich Martigny vielleicht sogar bis zum Titel „durchmogeln“.

HC Ajoie: Wieder zur richtigen Zeit in Fahrt
9:1 gegen die GCK Lions, 6:1 gegen Rapperswil, 5:2 gegen Biasca und 8:2 gegen Thurgau. Der HC Ajoie hat die letzten vier Spiele allesamt haushoch gewonnen. Und nicht nur das: Nach einem Tief zu Beginn der Saison haben sich die Jurassier konstant nach vorne gearbeitet. Zwei Spiele vor Schluss haben sie zumindest rechnerisch gesehen noch kleine Chancen auf den Heimvorteil. Für mich ist deshalb ganz klar: Ajoie bringt sich in Stellung um den Titel zu verteidigen. Der Schlachtplan von Trainer Gary Sheehan – für mich wie schon Ende letzte Saison geschrieben der beste NLB-Trainer – könnte somit erneut vollauf aufgehen, nicht zuletzt auch, weil er die beiden besten Ausländer der Liga in seinen Reihen hat. Eine Frage stellt sich derweil noch: In der letzten Saison profitierte Ajoie von einzelnen Verstärkungen. Die würden auch in dieser Saison weiterhelfen. So oder so ist Ajoie für mich ein Titelkandidat.

EHC Visp: Trotz Aufwärtstrend – es genügt nicht
Visp hat mich am Dienstagabend überrascht. Auch wenn das Resultat eher mit der schwachen Leistung des SC Langenthal zu tun hatte, traten sie konsequent und kaltblütig auf. Sie machten es dem SCL schwierig, Erfolg zu haben. Zudem zeigte Joel Aebi im Tor eine ausgezeichnete Leistung. Davon waren die Walliser zuletzt oftmals weit weg. Lukas Meili steht in der Kritik, Matthias Schoder ist wahrscheinlich bis zum Saisonende (und damit auch zum Karrierenende) verletzt und der neue Ausländer John Henrion kann Jon Rheault (ebenfalls Saisonende) in keinem Fall ersetzen. Alles in allem werden die Visper in diesem Jahr dennoch nicht um den Titel spielen können. Egal, wie die Titel in den letzten Jahren zustande kamen. Die einzige Hoffnung eine Runde weiterzukommen ist, dass La Chaux-de-Fonds als Gegner feststeht und tatsächlich nicht mehr aus dem Tief findet. Dann könnte es eine interessante Serie über sechs oder sieben Spiele geben, in der auch die Walliser sich Chancen ausrechnen dürfen.

Hockey Thurgau: Playoffs sind mehr als nur greifbar
Mit den Verpflichtungen der beiden Ausländer Eric Himmelfarb und Mike Vaskivuo haben die Thurgauer ein gutes Händchen bewiesen. Himmelfarb gewinnt praktisch jedes Bully, erfüllt seine defensiven Aufgaben und Vaskivuo ist offensiv schnell, wendig und gefährlich. Gemeinsam mit Eric Arnold, Renato Engler, Andri Spiller und Adrian Brunner haben die Thurgauer starke Kräfte für zwei Offensivlinien. Danach kommt nicht mehr viel. Auch die Verteidigung ist eher Durchschnitt, Janick Schwendener hat zudem oftmals Leistungsschwankungen von miserabel bis sensationell. Daher gibt es nur ein Fazit: Thurgau kann einen richtigen Leader nur bedingt herausfordern. Diese Serie muss nach fünf Spielen enden, alles andere wäre mühsam, überraschend und vielleicht sogar ungenügend.

EHC Winterthur: Nicht am Schluss verspielt
Auch wenn es rechnerisch noch klappen könnte sind die Chancen für eine Playoff-Qualifikation bereits vertan. Der EHC Winterthur spielt zum Schluss noch gegen La Chaux-de-Fonds und Olten, müsste beide Spiele gewinnen und hoffen, dass Thurgau gegen die Rapperswil-Jona Lakers und die GCK Lions verliert. Das ist eher unwahrscheinlich. Das Aufbäumen zum Schluss kommt deshalb zu spät. In der Mitte der Saison hatte die Krise der von Michel Zeiter geführten Equipe zu lange gedauert. Der Start blendete zu stark, so dass eine zu lange Niederlagenserie entstand. Eigentlich schade, zugleich aber auch nachvollziehbar. Thurgau war insbesondere mit den Verstärkungsspieler (Eric HImmelfarb, Mike Vaskivuo, Janick Schwendener und Manuel Gossweiler) schlicht besser. Was es für nächste Saison braucht, um zu bestehen, ist eigentlich einfach: Zwei Ausländer.

Zug, GCK Lions und Biasca: Hoffen auf eine Steigerung
Hart umkämpfter Playoff-Platz zum Trotz: Der Blick in den Tabellenkeller der Nationalliga B ist düster. Die Farmteams können über die ganze Saison hinweg nicht mit den Top-Teams der NLB mithalten und gelten deshalb zurecht als Kanonenfutter – obwohl sich beispielsweise Biasca noch aufgerafft hat. Startet Thurgau in nächster Saison von Beginn weg mit einem starken Torhüter und zwei Ausländern, werden sie in der kommenden Saison noch mehr Mühe haben. Es bleibt zu hoffen, dass eine Steigerung eintritt.

Das Fazit der Formbeurteilungen: Irgendwie fehlt wie schon im letzten Jahr eine Mannschaft, die alles überstrahlt und deshalb die grössten Titelchancen hat. Eine Aufstellung mit den prozentualen Chancen würde daher fast unmöglich – selbst wenn es nur Einschätzungen sind. Das wiederum führt dazu, dass dennoch jede der Top-Sieben-Mannschaften irgendwie Chancen hat, auch wenn sie nur klein sind. Die Haupttitel-Kandidaten sind für mich aber Ajoie, Martigny und – je nach was heute Abend passiert – Langenthal.

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