WM-Blog: Das Mutterland des Eishockeys und der Vater der Sowjetunion zum Abschluss

Am Samstag habe ich einen Toten besucht. Klingt komisch, ist aber so. Inmitten von Moskau, auf dem roten Platz, steht das Lenin-Mausoleum. Dieses ist nicht nur öffentlich und kostenfrei zugänglich. Vor allem sind dort die sterblichen Überreste von Wladimir Iljitsch Lenin, dem Begründer der Sowjetunion, „ausgestellt“. Der Körper, der vor 146 Jahren (!) geboren wurde, liegt in einem mit Panzerglas ausgestatteten Sarg und wird tagtäglich von mehreren 1000 Personen angegafft. Lenin, seit 92 Jahren tot, liegt dort, hat seine rechte Hand zu einer Faust geballt, während die andere die Finger ausgestreckt hält. Der einbalsamierte, organlose und künstlich ausgefüllte Körper ist gut erhalten, sodass es aussieht, als würde der als Menschenfreund dargestellte Diktator schlafen. Während wir im Westen Lenin als der Gründer vom gescheiterten, teuflischen Kommunismus sehen, wird er von den Russen immer noch als Nationalheld verehrt. Spätestens die gebannten und ehrfürchtigen Blicke der Besucher im Mausoleum haben das gezeigt.

Speziell mutet derweil an, dass Lenin diesen „Personenkult“ gar nicht wollte. Josef Stalin, sein Nachfolger an der Spitze der Sowjetunion, hat dies gegen seinen und den Willen von Lenins Frau veranlasst. Bis heute dient dieses öffentliche Grab den Russen aber als Pilgerstätte. Ein Ende ist nicht in Sicht. Forscher sprechen von weiteren 100 Jahren, die Lenin in dieser Form aushalten könnte. Bereits im Jahr 2016 war das für mich ein spezielles, ja sogar paradoxes Erlebnis.

Datei 23.05.16, 01 18 06Abgeschlossen habe ich meinen Besuch wie gewohnt mit den entscheidenden Spielen der Weltmeisterschaft. Gewonnen hat erneut das Mutterland des Eishockeys, was mich als heimlicher Kanada-Freund freut. Das Rezept der Ahornblätter für das Finale gegen Finnland war derweil so fest kanadisch, dass es kaum mehr kanadischer sein konnte. Sie spielten die Scheibe tief in die Ecken, liefen viel, gewannen die Zweikämpfe und zeigten Härte. Ihre defensive Stärke war die Offensive. Dass die wirklich grossen Namen im Kader des Titelverteidigers fehlten, beweist für mich, dass Kanada auch heute noch das Mass aller Dinge im Herren-Eishockey ist.

Der diesjährige Abschluss ist aber nicht wie jener der letzten Jahre. Ich werde in den nächsten Jahren die Weltmeisterschaften voraussichtlich nicht mehr komplett besuchen. Ich kann mir zwar vorstellen im nächsten Jahr einzelne Tage in Köln oder Paris zu verbringen, für weitere 19 Tage wird die Zeit wohl aber nicht mehr reichen. Moskau war ein würdiger und erlebnisreicher Abschluss von meinen Weltmeisterschaftsreisen. Sportlich, genauso wie auch kulturell.

 

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WM-Blog: Gehörschwache DJ’s und Nostalgie-Trams

Seitdem die Schweizer ausgeschieden sind, ist es ruhiger geworden. Bei einem Weiterkommen hätte ich nach St. Petersburg reisen müssen, das blieb mir aber erspart. In Moskau habe ich die zwei freien Tage genutzt, um mich genauer umzusehen. Tatsächlich sind mir Kuriositäten aufgefallen.

Beispielsweise die Treppen. Eigentlich gibt es für uns Schweizer nichts Gewöhnlicheres als Treppen. Hier in Russland sind sie aber sehr unterschiedlich. Wortwörtlich. Inmitten einer Etage kann der Abstand zwischen den Stufen variieren. Wenn sie in Eile sind, diese schnell überwinden wollen, dann werden sie von den unregelmässigen Abständen heftig überrascht. Als würde dir jemand ein Bein stellen. Komisch ist auch ein Dinner zu zweit. Leere Teller werden weggeräumt, selbst wenn das Gegenüber noch isst. In der Schweiz ist das ein absolutes Tabu.

Auffällig sind derweil die Stadt-Trams. In der Schweiz würden nur noch Sammler über solche Exemplare verfügen. In Betrieb wären sie höchstens bei Nostalgiefahrten. Die Klappergestelle aus dem letzten Jahrhundert bevölkern aber die Strassen von Moskau – und schnurren beim Fahren wie eine Dampflok. Neulich bin ich in einem solchen gesessen. Es ruckelte, war aber soweit angenehm, bis es mitten auf der Strasse stoppte. Die Fahrerin stieg aus dem Führerstand aus, sagte etwas auf Russisch und wollte das Fahrzeug verlassen. Als ich auf Englisch intervenierte sagte sie etwas wie „Boom“ und haute die Fäuste gegeneinander. Komisch, dachte ich, ich habe eigentlich nichts gespürt. Erst mit der Hilfe von anderen Passagieren verstand ich, dass ein Autocrash das Netz lahmgelegt hat und wir aussteigen sollen.

Ach und noch was: Ich habe schon erwähnt, dass im Hotel so etwas wie Sicherheitspersonal vorhanden ist. Ein offensichtlich begehrter und gut besetzter Job. Die oft zahlreichen Herren sitzen da, diskutieren, grölen und schauen in die Glotze. Wenn jemand das Hotel betritt und durch den Scanner läuft, dann piepst es zwar wie wild. Die Herren aber sind die Ruhe selbst und vermitteln einen unbeteiligten Eindruck. Marktwirtschaft lässt grüssen. Oder so…

Aber zurück zum Sport: Heute werden die Halbfinals stattfinden. Die Abendpartie werden die Russen und die Finnen austragen. Ich wünschte mir, die Schweizer Behörde für Lärmschutz wäre vor Ort. Diese hätte dem übereifrigen, stimmungsmachenden Stadionspeaker und dem womöglich gehörschwachen Marschmusik-Fan am DJ-Pult längst den Saft abgedreht. Ein Dezibel-Limit gibt es hier aber nicht. Obwohl alleine die Fans lauter als gefühlte 10 000 Dieselrasenmäher sind, wird auch der Entertainment-Sound auf Maximum gedreht.

 

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WM-Blog: Wenn Vladimir die Kontrollen erwürfelt…

Mit den Kontrollen ist das hier so eine Sache. Manchmal werden wir überkontrolliert, dann werden wir fast schon übersehen. An einem Tag haben wir nur eine Kontrolle die beim Eintritt ins Stadion erfolgt, dann sind es plötzlich drei. Eine unterwegs während der Busfahrt, wobei alle Aussteigen müssen und der Bus genauso wie die Passagiere gefilzt werden, dann eine beim Eintreten auf das Gelände und eine dritte beim Medieneingang ins Stadion. Manchmal sind die Kontrollen streng und man wird gefilzt, selbst wenn der Metalldetektor keinen Ton von sich gibt. Das reicht dann von Laptop anschalten bis hin zu Taschenleeren und Wasser-aus-der-Flasche-trinken oder gleich abgeben. Und manchmal übersehen die uniformierten Herren mit Walky-Talky meine Laptop-Tasche, die getragene Jacke oder die Taschentuch-Wölbung in meinen Hosen, die sonst immer doppelt kontrolliert wird.

Ich stelle mir das dann jeweils so vor: morgens sitzen zwei Sicherheitsbeamte, spielen Yazzee und würfeln dazwischen, wie hart die Kontrolle am heutigen Tag sein sollen. „Du Vladimir. Würfel doch du heute. Ich hatte gestern nur eine Zwei…“ Und zack, schon würfelt Vladimir für seinen Kollegen Dimitri eine fünf oder sechs. Die Namen für dieses Theater sind natürlich frei erfunden.

Aber lassen wir das mit dem Sarkasmus und den Kontrollen. Eigentlich geht es ja um den Sport und die Eishockeyspiele. Und währenddessen ist mir dort etwas Lustiges widerfahren. Ich sitze im Stadion am einen Ende des untersten Medientisches. Gleich neben mir sind die Treppen und da gehen in den Pausen Zuschauer auf und ab. Da kommt plötzlich ein älterer Herr mit grauem Haar und schiefer Zahnstellung zu mir und spricht wild gestikulierend auf mich ein. Mehr als „English only“ konnte ich darauf nicht entgegnen. Der Mann ignorierte das grosszügig, sprach weiter auf Russisch und gestikulierte wild. Ich, drückte nun als wäre ich in eine Italienischen Diskussion verwickelt, meinen Daumen auf die vier Finger und sagte: „iiiing – lisch!“. Den Herrn mit kariertem Hemd und grauer offener Jacke hat das nicht gekümmert, also fuhr er scheinbar ohne Punkt und Komma weiter, worauf ich sagte: „No Russian. Ing – lisch!“. Er winkte ab wie es Doug Shedden nach einer Schiedsrichterentscheidung tut, ging davon und murmelte ein paar Worte. Um ehrlich zu sein, frage ich mich noch heute, was er bei mir auf der Pressetribüne überhaupt zu finden glaubte…

 

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WM-Blog: Schweizer, nehmt euch in Acht

Die Schweizer Nationalmannschaft wird heute auf Russland treffen. Das fünfte Gruppenspiel macht mir als Fan ein bisschen Sorgen. Der Grund: Vorgestern habe ich die Russen im Spiel gegen Dänemark gesehen. Das Schlussresultat? 10:1 für die Gastgeber. Diese deklassierten ihren Gegner in sämtlichen Belangen. 41:17 Schüsse aufs Tor, 4:0 Powerplaytore, 28:3 Skorerpunkte und nicht zuletzt das Stängeli. Die armen Dänen, hab ich mir gedacht und im nächsten Moment musste ich an die Schweizer denken, die sich heute (15:15 MEZ) gegen ebendieses Team messen müssen. Nach der bisher schwachen Leistung in der Defensive – insbesondere in Unterzahl – bringt einem das ein flaues Gefühl im Magen. Werden die Russen ein derartiges Offensivspektakel zünden, möchte ich lieber nicht im Tor stehen.

Es ist aber nicht nur die russische Mannschaft, die beeindruckt. Auch die Zuschauer lassen den neutralen Betrachter staunen. Nirgendwo habe ich eine solche Begeisterung für einen Auftritt einer Nationalmannschaft im Sport gesehen. Weder in Minsk, noch in Prag und schon gar nicht in der Schweiz. Möglicherweise waren die Weissrussen, respektive die Tschechen, zu wenig gut um diese Begeisterung zu entfachen. Aber letztlich läuft es auf etwas hinaus: Die Russen sind (positiv) verrückt.

Die Begeisterung, die offensichtlich ein jeder Zuschauer für dieses Team hat, scheint grenzenlos. In diesem Stadion, das für bis zu 12 000 Zuschauer Platz hat, herrscht während den Spielen mit russischer Beteiligung Ausnahmezustand. Zu zweit diskutieren ist bei diesem Lautstärkepegel unmöglich. Zuschauer, die im Stadion-TV auf dem Videowürfel erscheinen, kreischen sich die Kehlen wund, wirbeln russische Fahnen wild umher, springen und tanzen. Sie sind stolz für ihr Team und begeistert dabei zu sein. Und zum Schluss werden die siegreichen Eishockeyspieler lauter gefeiert als Justin Bieber angekreischt wird. Solche Reaktionen sehe ich in der Schweiz nicht einmal dann, wenn IKEA Ausverkauf hat und die Hot Dogs für ein „Füfzgi“ abgibt.

Aber kommen wir nochmal zum Duell von heute: Für die Schweiz gibt es eine gute Nachricht: Ovechkin wird sehr wahrscheinlich nicht spielen. Die Schlechte: Das ist auch gar nicht nötig. Gegen Dänemark brauchte es ihn auch nicht. Und ich weiss nicht, ob er es für den Gegner überhaupt noch schlimmer machen könnte.

 

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WM-Blog: Der zweite Weltkrieg ist präsent

Vergangener Montag war der 9. Mai. Wer in der Schule in Geschichte ganz, ganz gut aufgepasst hat, der weiss, dass an diesem Tag vor 71 Jahren der zweite Weltkrieg endete. In Russland ist das offenbar so etwas wie Weihnachten, erster August und Ostern auf einen Schlag. Tausende Menschen überfüllten die Metro beinahe rund um die Uhr und bereits mehrere Tage im Voraus liefen die Menschen mit orange-braunen Schleifen umher, die an diesen „russischen Erfolg“ erinnern sollen.

Ich selbst hatte an diesem Tag die ausgezeichnete Idee, in der Stadt Essen zu gehen. Also habe ich im Internet ein Restaurant ausgesucht und eine eher spartanische Wegbeschreibung mit dem Handy fotografiert. Sie können sich denken: Es wurde ein kleines Desaster. Offenbar war die Haltestelle ausgerechnet ein Nebenzentrum der Feierlichkeiten. Minutenlang kam ich kaum aus der U-Bahn, weil tausende von Menschen Schlangen standen, um sich einem Marsch quer durch Moskau anzuschliessen. Bis ich zum Restaurant fand verging jedenfalls viel Zeit.

Viel interessanter aber waren die Menschen. Die meisten hoben ein Handschild in die Höhe, auf deren Plakate alte Bilder von Menschen abgedruckt waren. Meist waren es Männer in Uniformen, einige Bilder waren militärische Portraits, andere wiederum schienen Familienfotos zu sein. Ich gehe davon aus, dass sie damit an gefallene Verwandte gedachten. Die meisten machten Bilder von sich und den Plakaten oder skandierten Wörter. Eine Frau – etwa 50-jährig – weinte in den Armen ihres Mannes. Ich kann mir nicht erklären wieso, zumal sie den Weltkrieg keinesfalls hautnah erlebt hat. Dabei war sie nicht die Einzige, die offenherzig trauerte.

Mir wurde klar, wie weit entfernt ich persönlich von diesen Menschen bin. Einerseits habe ich mit 24 Jahren höchstens ein geschichtliches Interesse an dieser Zeit aber – insbesondere auch als Schweizer – überhaupt keinen Bezug. Ich war überrascht, wie präsent die Wunden des Weltkrieges offenbar immer noch sind. Zwar bin ich überzeugt, dass an diesem Tag auch vieles Propaganda ist und eine Stärkedemonstration Russlands dazugehört. Vor allem mit der pompösen alljährlichen Militärparade auf dem roten Platz. Aber an diesem Tag waren tausende Menschen unterwegs und gedachten einem Ereignis, das 71 Jahre zurückliegt. Mit all den Soldaten, Militaristen und Sicherheitsleuten war der Krieg viel präsenter. Als wäre er erst gestern zu Ende gegangen.

WM-Blog: Die Schweiz ist zu wenig Kanada

Sind wir mal ehrlich: Wir haben erwartet, dass die Schweizer nach den ersten beiden Spielen an dieser Weltmeisterschaft sagen „dasch eifach gsi“. Klar, die ausgebufften und geschulten Profis hätten das niemals so gesagt. Aber wir alle hofften, dass es zumindest so ausgesehen hätte. Und jetzt – zwei Spiele und zwei Punkte später – sind wir alle umso mehr enttäuscht von den Leistungen des Schweizer Nationalteams. Von genügend waren sie weit entfernt.

Erwarten wir zu viel? Überschätzen wir uns? Ist unser Nationalteam nicht besser, als es aktuell spielt? Zeigen Niederlagen gegen Kasachstan und Norwegen, wie stark unsere Eisgenossen tatsächlich sind? Ich denke nicht. Und irgendwie eben doch.

Ich will ihnen das erklären: Wir Schweizer haben das Zeug, mehr zu machen, als wir zeigten. Unser Land hat die Qualität und das Talent, die Viertelfinals zu überstehen und somit ja, tatsächlich die Halbfinals zu erreichen und beispielsweise gegen Kanada oder Russland zu spielen. Ich verüble ihnen nicht, dass sie mich nach den letzten beiden WM-Spielen für verrückt halten. Aber die Schweiz hat die Fähigkeiten, dorthin zu kommen.

Schuld ist – nein, nicht nur der Trainer, sondern – die Mentalität. Alle Jahre wieder kranken wir an demselben Problem. Wir können Underdogs nicht besiegen. Gelungen ist uns das nur 2013, als wir zuerst gegen die Grossnationen überzeugten, dann einen Lauf hatten und danach die kleinen Nationen wegfegten. Ansonsten schleppen wir uns von Spiel zu Spiel und hoffen, diese Partien irgendwie positiv überstehen zu können. Wir sind zu wenig arrogant. Zu wenig baslerisch. Wir haben keine selbstverständliche Siegermentalität.

Deshalb schmerzen mich die aktuellen Misserfolge besonders. Patrick Fischer wollte das korrigieren. Fussballspielen wie die Deutschen oder Eishockeyspielen wie die Kanadier. Das ist das Ziel. Fischer ist der Schweizer, der ein bisschen kanadisch sein kann. Dass er offenbar scheitert, weil sein Spielsystem nicht funktioniert, ist schade. Die Mischung aus Schweizer sein und wie ein Kanadier agieren, funktioniert. Jetzt sehen die Schweizer Eishockeyler aber eher wie die hilflose Fussballnati aus.

Es bleibt zu hoffen, dass die Korrektur noch folgt. Ansonsten sehe ich für diese Nati nur noch zwei plausible Lösungen. Und diese ist entweder wieder kanadisch oder heisst Kevin Schläpfer.

 

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WM-Blog: Russland ähnelt dem weissen Nachbar

Vor zwei Jahren zur gleichen Jahreszeit hatte ich ähnlich mulmige Gefühle wie vergangene Woche. Spasseshalber habe ich damals auf Facebook gefragt, ob man für eine Reise ins Weissrussische Minsk eine Survival-Ausrüstung benötigt. Meine nun bereits vierte Reise an eine Weltmeisterschaft führt mich in diesem Jahr in die russische Hauptstadt. Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land. Oder, Dschinghis Khan?

Tatsächlich waren die Parallelen zum befreundeten und benachbarten Land frappant. Nur schon nach meiner Landung kam ich mir beobachtet vor. Die ständige Präsenz von gepolsterten und bewaffneten Sicherheitsleuten liessen den Eindruck entstehen, noch heute würden Feinde Unruhe stiften. Als ich beim Hoteleingang drei mit Schlagstock und Handdetektoren bewaffnete Männer sitzen sass, war ich entsprechend überrascht und nahm an, dass die Kontrollen noch zahlreicher ausfallen werden, als damals in Minsk.

Schwierig war derweil das Erkunden der Stadt. Metrostationen sind nur in Kyrillisch angeschrieben, weshalb trotz vorhandener Metro-Karte ein munteres Rätselraten von Standorten erfolgt. Immerhin haben die meisten Restaurants englische Karten, sprechen können aber nur die wenigsten in Englisch oder Deutsch, sodass man überrascht ist, wenn es einmal jemand kann. Und mit wildem gestikulieren ein Rindsteak bestellen scheint zwar spassig, aber wenig erfolgreich.

Mit einem hat Dschinghis Khan recht: Russland – jedenfalls Moskau – ist schön. Der rote Platz mit dem Kreml, die Basilius-Kathedrale mit den farbigen Kuppeln und die Christ-Erlöser-Kathedrale mit den goldenen Dächern, beeindruckt. Touristisch gesehen ist die Hauptstadt Russlands deshalb zurecht ein beliebtes Reiseziel. Deshalb bin ich gespannt, ob wie vor zwei Jahren in Minsk, auch hier die Eishockey-Euphorie derart gross sein wird.

 

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Stadionneubau: Von unscheinbar im Untergrund bis hin zum pompösen neuen Wahrzeichen

An der Berner Fachhochschule für Architektur werden derzeit Projekte und Diplomarbeiten im Zusammenhang mit der Entwicklung von Langenthal erarbeitet. Rund 220 Studierende in den Lehrgängen für den Bachelor und den Master in Architektur befassen sich dabei mit der Weiterentwicklung der Stadt. Ein Kernthema ist der Bau eines neuen Eishockeystadions, wofür die Studierenden zahlreiche und unterschiedliche Lösungen gefunden haben.  

Das Thema Stadionneubau ist in Langenthal in aller Munde. Im Jahr 2021 endet der Baurechtsvertrag für das Schorenstadion, sodass danach eine neue Lösung für den Langenthaler Eissport vorhanden sein müsste. Es besteht zwar die Möglichkeit, diesen Vertrag einmalig auf zehn Jahre zu verlängern, spätestens danach braucht der SC Langenthal mitsamt seiner Juniorenabteilung ein neues Zuhause. Vorschläge gibt es dafür seit Kurzem von der Berner Fachhochschule für Architektur in Burgdorf. Deren Studierende in den Lehrgängen vom Bachelor und dem Masterstudium haben im laufenden Semester diverse Projekte im Zusammenhang mit der Entwicklung von Langenthal erarbeitet. In unterschiedlichen Schwerpunkten wurden Projektarbeiten verfasst, bei welchen die Studierenden Vorschläge für unterschiedliche Bauten erarbeitet haben. Eines der Kernthemen ist der Bau eines neuen Eishockeystadions auf dem Langenthaler Reitplatz. Die Studierenden müssen sich dabei mit dem bestehenden Ort, den infrastrukturellen Bedürfnissen und einer möglichen gewerblichen Mantelnutzung befassen. Zuletzt soll das Stadion über 6000 Plätze verfügen und gemäss den Richtlinien des Bundesamtes für Sport sämtliche Voraussetzungen für den erfolgreichen Eissportbetrieb erfüllen. Weil am vergangenen Montag die Schlusskritik für die erste Projektierphase erfolgt ist, bestehen bereits zahlreiche Lösungsansätze für ein neues Eishockeystadion. Defacto könnten diese Vorschläge zwar umgesetzt werden, bräuchten zugleich aber weitere genaue Untersuchungen und Planungen. Deshalb bieten sie insbesondere der Stadt Langenthal einen breitgefächerten Ideenfundus, um mit den verschiedenen städtebaulichen Brennpunkten umzugehen. Die Resultate – insbesondere jene rund um den Stadionneubau – sind aktuell im Foyer der Berner Fachhochschule für Architektur in Burgdorf ausgestellt.

Harmonie mit dem Ortsbild

BildWichtig war für die Umsetzung insbesondere die Innenverdichtung, mit welcher sich Städte vermehrt beschäftigen müssen, sagt Urs Heimberg, Fachbereichsleiter Architektur. «Es gibt fast keine grünen Wiesen mehr, auf denen wir bauen könnten. Deshalb müssen wir aus den vorhanden Plätzen etwas herausholen», erklärt er. Die Mantelnutzung war deshalb ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Projektierung. «Die Frage war: Was kann dieses Stadion bieten, wenn nicht gerade Spiele oder Trainings stattfinden. Zudem sollte der Bau ins Ortsbild passen und mit der Umgebung harmonieren.» Die Lösungen sind bei diesen Aufträgen sehr unterschiedlich, verrät Eva Herren, Assistierende Leiterin des Studios. «Einige haben versucht, das Areal mit Büroräumen oder Verkaufsläden zu beleben. Andere haben weitere Sporträume wie Fitness- oder Wellnesscenter und eine angebundene Curlinghalle sowie ein zweites Eisfeld genannt.»

Ein Augenmerk wurde bei der Realisierung auch auf den Boden gelegt, auf welchem das Stadion später stehen soll. Der Reitplatz, direkt neben dem Bahnhofareal, ist eine ehemalige Mülldeponie. Der Boden ist kontaminiert und vorbelastet. Auch hier gab es unterschiedliche Vorgehensweisen, damit umzugehen. «Eine Gruppe hat sich entschieden, den Boden auszuheben und das komplette Stadion in den Untergrund zu bauen. Auf Bodenniveau soll ein Platz mit Zuschauertribünen entstehen – sprich ein Platz für Langenthal, der als Public Viewing, Marktplatz oder für andere Sport-events wie ein Schwingfest gebraucht werden kann», so Eva Herren weiter. Das Stadion würde so im ersten Moment gar nicht auffallen, der vielseitig nutzbare Platz darüber wäre ein Begegnungsort für die komplette Langenthaler Bevölkerung.

Beitrag zur Identität

Bild4Demgegenüber gab es aber auch pompöse und wuchtige Stadien, welche das Auge des Betrachters automatisch in seinen Bann ziehen. «Der Wiedererkennungswert war ein wichtiges Beurteilungskriterium», erklärt Urs Heimberg. Ein Wahrzeichen zu erschaffen, sei immer ein architektonisches Ziel, insbesondere bei grossen Bauten. «Ein solcher Bau soll einen Beitrag zur Identität einer Stadt leisten können. Städte werden von solchen Objekten geprägt.» Diese Aufgabenstellung hatte entsprechenden Einfluss auf das Aussehen der Projekte, so ermöglichte eine Gruppe den Blick von aussen in den inneren Raum des Stadions als markantes Merkmal.

Weil die Studierenden, welche diese Stadionprojekte erarbeitet haben, mittlerweile im letzten Studienjahr sind und kurz vor dem Abschluss stehen, werden diese Projekte nun zu Thesisarbeiten weiterverarbeitet. Einzelne Studenten befassen sich dabei auch mit der wirtschaftlichen Machbarkeit sowie der Kostensituation für dieses Stadion. Gerade aus finanzieller Hinsicht wären nicht alle erarbeiteten Stadien für die Oberaargauer Hauptstadt realisierbar. Doch auch hier gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten, von welchen die Stadt Langenthal profitieren soll.

Möglichkeiten für Markthalle

Neben dem Stadionneubau haben sich die Studierenden in anderen Studios beispielsweise mit der Entwicklung des Markthallenareals befasst. Dort wurden generelle Möglichkeiten zur Veränderung und Belebung behandelt. Eine Gruppe schlug ein Wohnquartier vor, ein weitere erarbeitete eine Erweiterung des Langenthaler Ortskerns auf das Markthallengebiet, indem weitere gewerbliche Räume und Verkaufsläden entstehen sollen. Zudem wurden in anderen Projekten die Schaffung neuer Schulen oder Wohngebiete thematisiert. Auch hier wurde Wert auf die Innenverdichtung sowie die Harmonie mit dem örtlichen Bild gelegt.

Die Resultate der Studien sollen im nächsten Jahr in einer Ausstellung in Langenthal der Bevölkerung präsentiert werden. Die Stadt will die Studien nutzen, um der Bevölkerung mögliche Veränderungen im Ortsbild aufzeigen zu können. Mit diesen Vorzeigeprojekten erhält der Langenthaler Richtplan ein Gesicht, unter dem sich die Bürger etwas vorstellen können. Entsprechend eng wurde mit dem Stadtbauamt während der Projektphase zusammengearbeitet. Zwar sind dies keine definitiven Lösungsansätze, genau wie beim Stadionneubau bieten sie aber neue Lösungsansätze, welche die städtebaulichen Projekte vorantreiben können.

 

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Yannik Wildhaber zum SCL – EIchmann wird Goalietrainer

Der 24-jährige Goalie Yannik Wildhaber komplettiert das SCL-Torhüterduo und übernimmt die Rolle des Backups hinter Marco Mathis. Wildhaber hat beim SC Langenthal einen Einjahresvertrag bis Ende Saison 2016/17 unterzeichnet.

Wildhaber stand in den vergangenen Jahren meist in der Erstliga bei Neuchâtel und Sion im Einsatz, wobei er letzte Saison erstmals auch NLB-Einsätze mit Red Ice bestritt. SCL-Sportchef Noël Guyaz: „Mit 24 Jahren ist Wildhaber immer noch ein junger Goalie, wir sehen in ihm grosses Entwicklungspotenzial.“ Gemeinsam mit Marco Mathis, welcher vergangene Saison eine erste starke Spielzeit als Nummer-1-Goalie zeigte, wird er das SCL-Torhüterduo komplettieren. Wildhaber ist schon in die Region gezogen und steht seit letzter Woche mit der 1. Mannschaft im Sommertraining. Er wird die Rückennummer 70 tragen.

Eichmann bleibt SCL-Organisation als Goalietrainer und auf Geschäftsstelle erhalten
Der frühere Nummer-1-Goalie Marc Eichmann, welcher auf Ende letzter Saison seinen Rücktritt bekannt gab, bleibt der SCL-Organisation erhalten. Einerseits auf der SCL-Geschäftsstelle, wo er im Bereich Finanzen die Nachfolge vom bisherigen Leiter Fritz Keller antritt, der aufgrund seines Alters (Jahrgang 1946) in absehbarer Zeit kürzer treten wird. Anderseits übernimmt Eichmann beim SC Langenthal zusätzlich die Rolle des Goalietrainers innerhalb der 1. Mannschaft, wo er seine langjährige Erfahrung weitergeben kann.

Der SCL ist überzeugt, mit der oben erwähnten Besetzung die richtige Mischung gefunden zu haben und wünscht allen Beteiligten viel Freude und Erfolg in den neuen Aufgaben. (PD)