Das Terroristen-Sirup

Ich bin etwas heikel, wenn es um Getränke geht. Wasser beispielsweise löst bei mir nur Entrüstung aus. Süss muss es sein. Am Liebsten gleich Eistee. Deshalb habe ich hier in Prag am ersten Tag Sirup-Flaschen gekauft. So kann ich jeden morgen zwei Flaschen mit Himbeerwasser füllen, die ich dann im Verlaufe des Tages im Stadion geniesse.

Das war eigentlich nie ein Problem. Meine Tasche wurde zwar immer gescannt, die Kontrolle hat die Flüssigkeit darin aber nie bemerkt. Am Mittwoch aber begann das Dilemma. Vor dem Champions-Hockey-League-Event nahmen mir doch tatsächlich zwei mir unbekannte Gorillas meinen Sirup weg und schlossen ihn in ein Schliessfach. Ein Skandal! Mein Journalisten-Kollege aus der Romandie konnte sich vor Lachen kaum halten. „Le sirop de terrorisme“ hatte er gerade noch so herausgebracht, ehe er sich den Bauch halten musste.

Ich habe nach dem Anlass das Terroristen-Sirup wieder mitgenommen. Unverständlicherweise ist es dann aber auch der nächsten Kontrolle aufgefallen, welche die Tage zuvor jeweils die Augen verschloss. Ich musste es zwar nicht abgeben, der grossgewachsene Herr bestand aber darauf, dass ich davon trank. „Aha. No Bombe“, hatte er mit schelmischen Grinsen gesagt, als ich auf zwei Beinen stehen blieb, nachdem ich davon kostete.

 

Reise hat sich nicht gelohnt
Heute bin ich in Ostrava und sitze im Medienzentrum. Die Schweizer haben bekanntlich die Viertelfinalqualifikation geschafft und ich durfte heute in den Nordosten der Tschechei reisen. Nebenbei gesagt: Ein etwas spezieller Austragungsort, in dessen Arena kein einziger Verkaufsstand mit Essen zu finden war. Und weil die Schweizer auch noch eine Niederlage gegen die USA einsteckten, lohnte sich die fast vierstündige Zugreise für mich nicht wirklich.

Aber zurück zum Thema: Sie dürfen einmal raten, was mir vor dem Stadion bei der Sicherheitskontrolle passierte. Der Wärter fragte mich höflich nach Flaschen in meiner Tasche und ich, clever wie ich war, nickte und griff nach der bereits leeren Flasche. Dummerweise war der Kontrolleur aber ebenso gerissen wie ich zuvor. „Und wie steht’s mit der Zweiten?“, fragte er mit unvergleichlicher Coolness und zeigte daraufhin auf ein paar Schliessfächer. Ich wusste damit was zu tun war. Das Terroristen-Sirup musste auch in Ostrava draussen bleiben.

 

Dieser Blog ist im Unter-Emmentaler erschienen.

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