Der in Langenthal aufgewachsene Verteidiger Yannick Rathgeb wurde von den Chicago Blackhawks in das Vorbereitungscamp eingeladen. Der 20-Jährige kann sich dort für ein Engagement in der NHL aufdrängen.
Vor drei Wochen hat Yannick Rathgeb einen aussergewöhnlichen Anruf erhalten. Sein Agent Andre Rufener sagte ihm am Telefon, dass er von den Chicago Blackhawks eingeladen wurde, um in deren Vorbereitungscamp teilzunehmen. Vor etwa einer Woche kam dann die offizielle Einladung per Mail. „Ich bin überglücklich. Das war für mich unerwartet und deshalb war ich sehr überrascht“, erzählt Yannick Rathgeb. Der Wow-Effekt in diesem Moment sei für ihn persönlich sehr gross gewesen.
Zweite Chance
Für Rathgeb ist es nicht das erste Amerika-Abenteuer. Zwischen 2013 und 2015 spielte er während zwei Saisons für die Plymouth Whalers in der Ontario Hockey League (OHL), einer von drei nordamerikanischen Juniorenligen. In den NHL Entry Drafts wurde er jedoch übergangen, weshalb er in der vergangenen Saison beim HC Fribourg Gotteron in der schweizerischen NLA im Einsatz stand. Damals war er über das Ende seines Amerika-Traums enttäuscht. Jetzt erhält er aber eine zweite, reelle Chance. Zwar nehmen in einem solchen Camp rund 60 Spieler teil, wovon nur wenige tatsächlich einen Vertrag erhalten. Das physisch betonte amerikanische Eishockeyspiel liegt dem 20-Jährigen aber, zudem hat er in der letzten Saison eine tiefe Fehlerquote bewiesen und verfügt über einen guten Schuss. Auch deshalb darf er sich – wenn auch kleine – Chancen ausrechnen. „Vielleicht eher langfristig gesehen“, sagt Rathgeb selber. Chicago besitzt derzeit einen guten Kader, sodass ein Zwei-Weg-Engagement im Zusammenhang mit dem AHL-Team von Chicago, den Rockford IceHogs, wahrscheinlicher wäre. Das wiederum würde sich Rathgeb und sein Agent dann aber „gut überlegen“, auch weil in der AHL bereits mehrere Spieler in der Menge untergegangen sind.
Gute Ausgangslage
Die Ausgangslage könnte für den Verteidiger derweil fast nicht besser sein. Da er bei Gotteron einen weiterlaufenden Vertrag besitzt, lastet kaum Druck auf ihm. Er kann – so gesehen – nur gewinnen. „Ich will spielerisch locker sein, physisch präsent und beweisen, dass ich topfit bin“, erklärt Rathgeb. Zudem gehöre dieses Camp zur Vorbereitung, sodass er möglichst viel herausholen will – egal ob er in der nächsten Saison bei den Chicago Blackhawks oder beim HC Fribourg-Gotteron im Einsatz stehen wird. Schönwetter-Spielerei, wie er es nennt, liege ihm zudem nicht. Er sei auf die dort typisch dreckige, harte Arbeit vorbereitet.
Egal mit welchem Resultat Yannick Rathgeb nach Hause kommt, so hat ihm nur schon die Einladung Freude und Motivation bereitet. Tatsächlich ist er, wenn er am 8. Juli nach Chicago fliegt, seinem NHL-Traum plötzlich wieder ganz nahe. Dass er für dieses bevorstehende Camp „extreme Vorfreude“ verspürt ist deshalb nur logisch.