SC Langenthal: Jetzt muss etwas passieren

Cup-Out gegen Zug, Niederlage gegen die GCK Lions, Punktverlust gegen Zug und wenig erbauende Leistungen – der SC Langenthal enttäuscht nach sechs Meisterschaftsspielen und einem Cupspiel. Desktopstories.ch hat Noël Guyaz und Brent Kelly damit konfrontiert und listet nun die Hauptprobleme auf.

Herrlich hat die Saison des SC Langenthal gestartet. Mit einem furiosen Sieg auswärts gegen starke Oltner haben viele Fans gehofft, dass die Saisonprognosen in den Medien zu verhalten waren. Was folgte war in den nächsten sechs Pflichtspielen eine harte Landung. Desolate Leistungen gegen die Farmteams des EV Zug und der ZSC Lions, ein angenehmer Sieg gegen ein schwaches Ex-NLA-Team Kloten und dann ein erfolgreiches Geknorze gegen Winterthur sowie ein immerhin zwei Punkte schweres, mühseliges Spiel gegen die Academy. Nach dem Saisonstart können der SC Langenthal und seine Spieler mit dem Gezeigten keineswegs zufrieden sein. Und das sind die Probleme:

  • Wie von desktopstories.ch angekündigt ist Kim Karlsson als Ausländer zu wenig gut. Der Schwede gewinnt keine Bullys, trägt die Scheibe zu lang und produziert zu viele Fehler. Vor dem gegnerischen Tor ist er harmloser als jeder andere ausländische Feldspieler in der Schweiz – das zeigt seine bisherige Ausbeute von einem Assist in sieben Pflichtspielen.
  • Brent Kelly erfüllt die Erwartungen derzeit insbesondere beim Scoring nicht. Wie schon in den Playoffs gegen Olten in der letzten Saison hat der Kanadier Ladehemmungen. Wäre Jeff Campbell auf dem Eis, würde Kelly besser spielen. Dass er neben Kim Karlsson kein Zugpferd ist, bringt ihm als Ausländer und wichtiger Spieler auch kein Lob ein.
  • Von der von Hånberg und Guyaz angekündigten Systemanpassung ist nicht viel zu sehen. Langenthal mag zwar druckvoll spielen und viel Zeit in der Offensive verbringen, besser, produktiver oder gar gefährlicher sind sie deswegen aber nicht. Die Handschrift des Trainers im Aufbauspiel fehlt, der SCL ist ideen- und harmlos.
  • Die Verteidiger bringen zu wenig. Mit Ausnahme von Flurin Randegger kann kein Verteidiger im Spiel nach vorne restlos überzeugen. Die Pässe sind zu ungenau, die Schüsse treffen meistens nur die gegnerischen Beine. Bestes Beispiel: Yves Müllers Powerplay-Schuss gegen Winterthur, der zum Shorthander von Anthony Staiger führte.
  • Die dritte Linie ist ungenügend. Abgesehen vom Spiel gegen Kloten fällt Giacomo Dal Pian selbst mit Goldhelm zu wenig auf. Simon Sterchi ist zwar sehr bemüht, verglichen mit seinen Auftritten im Dress des HC La Chaux-de-Fonds sind seine Leistungen hier aber höchstens blass.
  • Trotz der zum Teil persönlichen Kritik in diesem Beitrag funktioniert vor allem das Kollektiv nicht. Spieler die aufstehen sind gefragt. Aufstehen in der Kabine genügt aber nicht. Leistungsträger auf dem Eis müssen sich nun beweisen.

Mit einzelnen Punkten konfrontiert reagiert Noël Guyaz aber gelassen. Hier der Wortlaut vom Interview mit dem Sportchef und Assistenztrainer: «Wir sind sehr oft im gegnerischen Drittel und greifen an. Unser Problem ist, dass wir die Schüsse nicht durch die Verteidigung hindurch bringen. Heute sind von insgesamt 72 Schüssen nur 29 aufs gegnerische Tor geschossen worden. Ausserdem klappt das Powerplay überhaupt nicht. Wer aber denkt, dass es in dieser Liga einfache Spiele gibt, der verkannt die Realität.» Was muss folglich besser werden? «Die Passqualität, damit wir schneller und besser schiessen können. Ausserdem müssen wir einen Weg finden, die Scheiben an den gegnerischen Spielern vorbei zu bringen. Dass wir uns bewegen. Der Verkehr vor dem Tor stimmt, noch werden aber zu viele Scheiben zu früh geblockt.» Ausserdem ist die erste Linie statistisch gesehen beinahe ein Totalausfall. Warum? «Das ist eine gute Frage. In der letzten Saison hat es eigentlich sehr lange sehr gut funktioniert. Es scheint, als wären sie noch nicht auf Betriebstemperatur. Dass sie nicht treffen, nagt dann auch am Selbstvertrauen. Ich denke, das ist reine Kopfsache.» Es stellt sich dennoch die Frage, ob Kim Karlsson ein Fehltransfer war. «Das glaube ich nicht. Wir haben im letzten Jahr gesehen, was er kann. Es gibt viele andere Spieler, die momentan ebenfalls nicht das leisten, was wir von ihnen erwarten.» Werden für Sonntag nun die Linien verändert? «Das ist gut möglich. Das werden wir zuerst aber noch analysieren. Manchmal ist es nicht gut, zu früh zu viel zu ändern. Wir werden sehen.»

Ebenfalls auf die Misere angesprochen hat desktopstories.ch Brent Kelly. Dieser zeigte sich enorm frustriert über die derzeitige Abschlussschwäche der ersten Sturmformation. «Das Spiel gegen die EVZ Academy war frustrierend. Irgendwie war es nicht nur schlecht, aber die Scheiben gehen schlicht und einfach nicht ins Tor.» Was ist das Problem? «Unsere Schüsse werden geblockt, wir bringen sie nicht aufs Netz. Zwar verdecken wir dem Torhüter die Sicht, aber die Pucks kommen nicht durch. Wir haben nun ein wichtiges Spiel am Sonntag. Ich denke, die aktuelle Situation ist ein Test für uns. Hoffen wir, dass uns ein gutes Spiel gelingt.» Letzte Frage: Wieso funktioniert es in der ersten Linie derzeit nicht? Gemeinsam mit Kim Karlsson produzieren sie pro Spiel nur 0,67 Punkte, sie alleine haben in neun Jahren beim SC Langenthal mit 1,36 Punkten pro Spiel einen doppelt so hohen Schnitt. «Ich weiss es nicht. Es ist frustrierend.»

Was muss nun passieren, damit der SC Langenthal wieder auf den Erfolgspfad zurückkehrt? Desktopstories.ch findet:

  • Mehr kanadisch, weniger schwedisch. Weniger die Scheibe tragen und schön spielen, mehr checken, Scheibe tief geben und einfach agieren. Aggressivität fördern und fordern und dies im ganzen Spiel. Nur so kann auch der nötige Siegeswille vor dem Tor entstehen.
  • Ein Linienwechsel: Dario Kummer gehört zwischen Stefan Tschannen und Brent Kelly in die erste Linie. Kim Karlsson muss entweder auf dem Flügel der zweiten Linie oder für Giacomo Dal Pian in der dritten Linie auflaufen. Simon Sterchi soll neben Nico Dünner und Toms Andersons die zweite Linie bilden, während die vierte Linie als komplette Youngster-Linie – Luca Wyss, Silvan Hess und Robin Nyffeler – vermehrt eingesetzt werden muss. Sie bringen Power und Energie und haben ihre Einsätze mit grösstenteils guten Leistungen gerechtfertigt.
  • Ein neuer Ausländer – wenn sich Kim Karlsson nicht sofort steigert, so bald wie möglich, aber spätestens im Januar. Einer der in der ersten Linie die Bullys gewinnt, das Powerplay organisieren kann und vor dem gegnerischen Tor Gefahr bringt. Kurz gesagt: Es braucht einen Kanadier wie Jeff Campbell einer ist. Davon gibt es genügend auf dem Markt. Die Schweiz ist ein Ziel vieler solcher Spieler, die deshalb Lohneinbussen in Kauf nehmen.
  • Für einen Trainerwechsel ist es noch zu früh. Per Hånberg hat eindeutig grosse Sozialkompetenzen und die Chance verdient, zu beweisen, dass er aus dieser Krise rausfindet. Auch dem Schwede ist bewusst, dass der Druck auf ihn steigt.
  • Jeder Spieler muss mehr bringen. Die Fans dürfen an den Stolz der Akteure appellieren. Der SCL soll ein Spitzenteam sein. So ist er es aber nicht.

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2 Gedanken zu „SC Langenthal: Jetzt muss etwas passieren“

  1. Ich denke nicht dass das Team viel schlechter ist als in den letzten 1-2 Jahren. Was aber sicher ist, ist dass wir wenig zu beklagen hatten was die Treffsicherheit anbelangt, vor allem von der ersten Linie und letztes Jahr auch von der zweiten Linie. Das Team aber besteht nicht nur aus Linie 1 und 2 sondern haben noch ein 3 ganz selten (leider) auch eine 4. Aber für mich ist der Trainer sehr wohl ein Thema, ein sehr grosses sogar.
    1. Extrem wenig Einsätze für die 4 Linie, obwohl dies Entlastung bringen würde und das Tempo erhöht wird.
    2. Ein System spielen lassen, dass nicht zum Spieler Material passt. Dies muss ein Trainer sehen und anpassen.
    3. Ein Beispiel Silvan Hess, warum lässt man einen solchen Spieler mit dieser grösse und Wasserverdrängung als 13ten oder gar nicht mal im Aufgebot. Aber auch da gibt es noch mehr Junioren wo man einfach Eiszeit geben MUSS !!!!!!!!!!
    4. Hingegen ein Leblanc, der zwar gegen Winterthur mal zeigte was er könnte und auch gestern etwas besser war als auch schon, aber trotzdem immer spielen kann, obwohl alle anderen ausser dieser 2 Spiele sehr zu wünschen übrig gelassen haben.

    Ich sage immer noch dass wir ein Top Team haben und durchaus vorne mitspielen können und auch werden wenn die Trainer es kapieren. Ansonsten sofort Trainer wechseln.

  2. Liebe Fangemeinde
    Die Situation ist wahrlich nicht zufriedenstellend und das wissen wohl alle. Der Sport lebt zum grösstenteil auch vom Selbstvertrauen.
    Zum anderen sind die Erwartungshaltungen zu hoch. Die Qualität der Mannschaft ist nicht nehr die jenige wie vor 1-2Jahren. ( Schauen wir mal wer weg ist und wer gekommen ist…….)
    Schnellschüsse bringen sehr wenig, siehe andere Teams. In Aktionismus wie in Olten müssen wir nicht verfallen. Aber, der Staff und die ganze Mannschaft ist gefordert und nicht zuletzt die Zuschauer.Teams unterstützt Mann Frau auch dann, wenn esmal nicht so gut läuft.
    Geben wir und das Team Leidenschaft für Gelb und Blau???

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