Formcheck: Kann der SC Langenthal den Titel verteidigen?

Ein Blick in die Swiss League (NLB) lohnt sich: Die Teams haben sich stark verändert, zahlreiche Transfers wurden getätigt. Und: Nur die Biasca Ticino Rockets werden ohne Ausländer antreten.

Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt waren in diesem Jahr besonders interessant. Rapperswil und Olten haben mächtig zugeschlagen, auch Ajoie hat sich zumindest in der Offensive herausragend verstärkt. Insbesondere auch wegen dem Wegfall des HC Red Ice Martigny haben sich weitere starke Spieler auf die mittlerweile nur noch sechs Topteams verteilt. Das Resultat davon ist eindeutig: Der Weg zur Tabellenspitze wird noch steiler, die Konkurrenz noch stärker. Und selbst die „Flop-Fünf“ haben sich verstärkt. Immerhin treten alle Teams ausser den HC Biasca Ticino Rockets mit mindestens einem Ausländer an.

Auf desktopstories.ch analysieren wir die Teams und schätzen ihre Stärke ein. Zuletzt, in der Kommentarspalte unten an der Seite, sind die Meinungen der Leser gefragt. Hat Autor Leroy Ryser danebengehauen oder ungefähr getroffen?

SC Rapperswil-Jona Lakers: Kronfavorit für den Aufstieg
Die SC Rapperswil-Jona Lakers haben mit der grossen Kelle angerichtet, als sie auf dem Transfermarkt auf Spielersuche gingen. Sacha Rochow (Ajoie, Ersatztorhüter), Sven Berger (Ambri), Thomas Büsser (Winterthur), Frédéric Iglesias, Fabian Brem (beide Red Ice), Sven Lindemann (SCL Tigers), Jan Mosimann (Ajoie) und Josh Primeau (SC Langenthal, im Bild) verbreitern das Kader nicht nur, sondern verstärken es. Rapperswil und auch der EHC Olten werden in der Qualifikation deshalb überzeugen. Rapperswil vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, weil die Qualität im Team noch etwas breiter gestreut ist und Olten mehr neue Spieler hat und deshalb zu Beginn noch nicht an die Qualität der Lakers hinkommt. Der Platz 1 ist daher fast schon ein Muss, eigentlich wie auch der Aufstieg. Nur wird in den Playoffs nicht unbedingt die gleiche Sprache gesprochen wie in der Qualifikation, also muss das nicht unbedingt etwas heissen. Dennoch dürfen sich die St. Galler Favorit Nummer 1 nennen.

EHC Olten: Spektakel in der Qualifikation garantiert
14 neue Spieler hat Olten in der Sommerpause verpflichtet. Darunter zwei neue Torhüter (Simon Rytz, im Bild, und Sandro Zaugg; Zaugg dürfte bei Zuchwil Regio spielen) sowie grosse Namen aus beiden Ligen (Simon Lüthi, Tigers; Luca Zanatta, Martigny; Tim Bucher, Visp; Joel Fröhlicher, Ex-SC Langenthal; Stanislav Horansky, Biel und Silvan Wyss, Ex-SCL Tigers und Thurgau). Umrandet wird dieses Transferfeuerwerk mit den womöglich besten Ausländern in der Liga. Tim Stapleton (118 NHL-Spiele) und Ryan Vesce (19 NHL-Spiele) werden zweifellos Spektakel bieten, sind höchst wahrscheinlich aber keine „einfachen“ Spieler, haben sie doch schon oft den Club gewechselt. Solange es in Olten rockt und rollt ist alles in Ordnung – und diese Ausgangslage darf durchaus erwartet werden. Interessant wird es aber in den Playoffs und dort muss sich der seit längerem erfolglose Club zuerst beweisen. Beste Ausländer und bester Torhüter hin oder her.

SC Langenthal: Aufholjagd bringt interessante Ausgangslage
Ein neuer Trainer bringt Veränderungen beim Meister. Das wird in den ersten Monaten zu sehen sein. Das zeigen auch die Testspiele. Langenthal hat nur gerade Ajoie (3:2) und die Heilbronner Falken (6:5 n.P.) bezwingen können, aber gegen die EVZ Academy, Visp, die Lakers und Zvolen verloren. In sämtlichen Spielen waren Licht und Schatten einander sehr nahe. Gute Angriffe und haarsträubende Defensiv-Fehler wechselten sich ab, Automatismen fehlten und brachten die Langenthaler oft in Schwierigkeiten. Nicht zu viel denken und mehr spielen sollte deshalb die Devise lauten, wie Neo-Coach Per Hånberg (im Bild) aber richtig sagt: „Es braucht alles ein bisschen Zeit.“ Der Schwede ist derweil kein bisschen unruhig, sondern gelassen und überzeugt. Es wird sich alles ineinanderfügen und bestimmt zueinander passen. Und auch desktopstories.ch ist sicher: Langenthal mag zu Beginn zwar nur wenig Punkte sammeln, eine Aufholjagd bringt den Meister aber bis zum Schluss in die Position des Jägers, die durchaus attraktiv ist. Ein Rang mit Heimvorteil in der Qualifikation bleibt derweil Pflicht.

EHC Visp: Interessantes Ausländerduo alleine bringt nichts
Der EHC Visp hat nach dem Rücktritt von Matthias Schoder (im Bild) mit Reto Lory und Lukas Meili ein neues und zugleich sehr starkes Torhüterduo. Mit Mark Van Guilder und Dan Kissel haben die Walliser zudem ein Ausländerduo, das in der letzten Saison in Norwegen im gleichen Team stürmte und mächtig Punkte sammelte. Rundherum sind die Red Lions aber mehr oder weniger immer noch die gleichen. Mit Ausnahme von der Rückkehr von Niki Altorfer blieben Transferhöhenflüge aus, sodass Visp sich wohl erneut mit der Tabellenmitte begnügen muss. Zwar haben die Einzelspieler das Potenzial mehr herauszuholen als noch in der letzten Saison, ob der zuletzt wenig erfolgreiche Trainer Matti Alatalo (Ex-GCK Lions) das zu Tage bringen kann, ist jedoch ein grosses Fragezeichen.

HC La Chaux-de-Fonds: Zu Misserfolgen verdammt?
Fabian Ganz, David Stämpfli, Patrick Zuber, Loic Burkhalter, Daniel Carbis, Simon Fischer, Dominic Forget und Diego Schwarzenbach – der HC La Chaux-de-Fonds hat eigentlich interessante und prominente Namen in seinem Team. Und dennoch: In keiner NLB-Prognose taucht die Mannschaft von Alex Reinhard und Christian Weber (Sportchef und Assistent) ganz vorne auf. Das liegt derweil keineswegs am neuen Ausländer John McFarland. Der 25-Jährige wurde 2010 an 33. Stelle im Draft von den Florida Panthers ausgewählt und spielte seither oftmals in der AHL. Er ist ein Spieler der Potenzial hat, dieses aber noch nicht beweisen konnte. Nein, es liegt auch nicht an Torwart Tim Wolf (Im Bild mit Neo-HCC-Stürmer Vincenzo Küng), der seit Jahren konstant solide – wenn auch nicht überragende – Arbeit abliefert. Es liegt viel eher am Image, das sich La Chaux-de-Fonds mit einer seit 2009 finallosen Zeit aufgebaut hat. Der HCC ist zu weich und defensiv zu schwach um ganz vorne mitzuspielen. Und unter Alex Reinhard wird sich das nicht ändern. Der Trainer wird sich auch weiterhin auf eine schnelle Offensive Auslösung konzentrieren, anstatt die Defensive sattelfester zu gestalten. Trotz einem starken Offensivkonzept wird auch in diesem Jahr das gleiche Problem bleiben. Weil Reinhard nach schwächelnden Saisons zum Erfolg verdammt ist, macht das die Situation noch schwieriger. Es dürfte seine letzte Spielzeit im Neuenburgerland sein.

HC Ajoie: Ein Sturm der rockt, eine Verteidigung die schockt
Philipp Wüst (Olten), Arnaud Montandon (Langenthal), Melvin Merola (Red Ice) und Reto Schmutz (Rapperswil) kamen neu zum Team der Jurassier, die mit Jonathan Hazen und Philip-Michael Devos (im Bild) bereits über eine starke Offensivabteilung verfügten. Daher kann Ajoie im Wettbewerb um den stärksten Angriff der Liga zweifellos mithalten und wird überzeugen. Defensiv konnte mit Dominic Nyffeler zwar ein passabler Torwart verpflichtet werden, die Abwehr – neu mit Maxime Montandon sowie den altbewährten Kevin Ryser, Jordane Hauert und Giacomo Casserini – erscheint aber dennoch etwas löchrig. Das alles kann sogar zu einer erneuten Halbfinalqualifikation führen, spätestens dann ist gegen die Top-Drei aber Schluss. Eine Ausnahme gibt es: Wenn Ajoie kluge Transfers vor den Playoffs macht, kann dieses Problem stabilisiert werden. Dann wird’s interessant…

HC Thurgau: Playoff-Qualifikation ohne Höhenflug
Die Mannschaft aus dem Osten ist die wahrscheinlich interessanteste Crew unter den „Flop-Five“. Thurgau hat das Potenzial, ganz nahe an die besseren Mannschaften heranzukommen. Mit Jannick Schwendener (im Bild) haben sie zweifellos einen der besten Torhüter im Kader. Ausserdem starten sie mit zwei kanadischen Stürmern, die in ihrer Heimat Scorerqualitäten bewiesen haben. Und dennoch: Weder die Kaderbreite noch die Qualität der einzelnen Spieler wird genügen, um in den Top-Six mitzuspielen.  Thurgau wird sich mit den restlichen Teams um den siebten Rang balgen und dann dennoch erneut Achter werden.

EVZ Academy: Unterhaltungswert dank Holden?
Die Einstiegsfrage darf mit Ja beantwortet werden. Josh Holden (im Bild, Spengler Cup 2012) hat in seinem mittlerweile fortgeschrittenen Alter von 39 Jahren weiterhin alle Fähigkeiten, um in der NLA mitzuspielen. Er mag zwar für einen Titelkandidaten zu wenig gut sein, könnte aber in der unteren Tabellenhälfte mit Erfahrung und Scoringqualitäten einiges an Unterstützung bieten. Der charismatische Leitwolf, der nicht selten (zu) viele Strafen sammelt, hat sich aber entschieden bei seiner neuen Heimat Zug zu bleiben und bereichert deshalb das Academy-Team mit seinem Einsatz. Er wird die junge Mannschaft anführen, ihnen helfen und ihnen nicht zuletzt auch wichtige Tore liefern. Der Lehrer und seine Studenten dürfen sich deshalb Hoffnungen auf Platz sechs und eine erste Playoff-Qualifikation machen.

HC Biasca Ticino Rockets: Chancenlos
Die HC Biasca Ticino Rockets sind die einzige Mannschaft, die ohne ausländische Kräfte antreten werden. Ausserdem ist ihr Kader weiterhin weder breit, noch qualitativ stark. Wenn sie konstant Spiele gewinnen wollen, sind sie ständig auf Hilfe aus der National League (von Ambri und Lugano) angewiesen. Erhalten sie diese nicht, sind sie in der Swiss League über die Dauer gesehen schlicht und einfach chancenlos. Spieler wie Giacomo Dal Pian (SC Langenthal, rechts im Bild), Christian Stucki oder Noele Trisconi (beide Ambri) werden schmerzlich fehlen. Deshalb gibt es nur ein Resultat: Letzter Platz.

EHC Winterthur: Ein Auf- und Ab
Mit Marek Zagrapan haben die Winterthurer zumindest ein Ausländer an Bord geholt. Der Erstrunden-Draftpick hat zweifellos Klasse und spielte für die Slowakische Nationalelf. Die Frage ist aber dennoch berechtigt, ob er die sonst nur wenig breite Mannschaft im Alleingang anführen kann. Neben dem 30-Jährigen fehlt den Winterthurern nämlich die Klasse, obwohl sie mit Remo Oehninger (im Bild) einen starken Rückhalt im Tor haben und mit Reto Kobach einen versierten Verteidiger verpflichten konnten. Einzelne Spieler haben zwar durchaus das Potenzial, einiges an Leistung zu bringen (Anton Ranov, Samuel Keller, Luca Homberger, Atanasio Molina, Marwin Leu) viel mehr als ihr Potenzial hat man von ihnen aber noch nicht gesehen.

GCK Lions: Rückkehr zu alter Stärke?
Die GCK Lions haben auf diese Saison hin ihr Trainerteam umgekrempelt. Mit dem Abgang von Simon Schenk als Sportchef haben sie im Off-Ice-Bereich gleich eine komplette Veränderung lanciert, die sie wieder zu alter Stärke zurückbringen sollen. Damit das gelingt wurde das Team nicht nur mit Junioren ergänzt, sondern auch verstärkt. Mit Gian-Andrea Thöny kommt der Winterthur-Topscorer zu den Lions, ausserdem wurden mit Pascal Pelletier und Ryan Hayes zwei Ausländer verpflichtet, welche das Team tragen sollen. In der Defensive ist mit Marc Geiger ebenfalls ein sehr versierter Spieler vorhanden. Das kann sogar für die Playoffs reichen, wenn die beiden jungen Torhüter (im Bild Daniel Guntern) über sich hinauswachsen.

Der Tabellentipp für die Qualifikation von desktopstories.ch lautet deshalb:

  1. EHC Olten
  2. SC Rapperswil-Jona
  3. SC Langenthal
  4. HC Ajoie
  5. HC La Chaux-de-Fonds
  6. EHC Visp
  7. EVZ Academy
  8. HC Thurgau
  9. GCK Lions
  10. EHC Winterthur
  11. HC Biasca Ticino Rockets

Und, was meint ihr? Gut getroffen oder völlig daneben? Jetzt kommentieren!

Das heutige Startspiel gibt es wie gewohnt im Live-Ticker: Hier klicken.

Dieser Beitrag wird präsentiert von:

Ein Gedanke zu „Formcheck: Kann der SC Langenthal den Titel verteidigen?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.