Ein neuer Swiss-League-Meister wird gesucht

Am heutigen Samstag startet in der Swiss League die neue Eishockeysaison. Nach dem Aufstieg der Rapperswil-Jona Lakers ist bereits heute etwas klar: Es wird einen neuen NLB-Meister geben. Wer hat in diesem Rennen die besten Karten? Hier kommt die Einschätzung zur neuen Saison von desktopstories.ch.

Eines vorneweg: Die Lage beim SC Langenthal wird in einem zusätzlichen Artikel thematisiert. Diesen finden Sie hier. In diesem Artikel beurteile ich lediglich die Lage bei den anderen Teams und gebe eine Tabellen-Prognose ab.

EHC Olten: Ein eingespielter, versierter, würdiger Favorit
Seit es den BSC Young Boys gelungen ist, im Fussball Schweizermeister zu werden, können wir mit Sicherheit sagen, dass auch in unseren Eishockeyligen alles möglich ist. Wer weiss, vielleicht wird Zug doch wieder einmal Meister. Oder Fribourg. Oder eben, vielleicht sogar der EHC Olten. Dieser hat in diesem Sommer den vielleicht besten Transfersommer erlebt. Viele werden sich nun wundern, denn viel verändert haben die Verantwortlichen am Kader nicht. Doch genau dies ist entscheidend. Olten hat gute Veränderungen vorgenommen und gute Spieler verpflichtet. Roland Gerber ist für die Mäuse ein Königstransfer. Auch Tim Grossniklaus ist wahrlich eine Verstärkung in der Abwehr. Viel stärker zu gewichten ist aber der Fakt, dass die Equipe zusammengeblieben ist. Es wurde nicht – wie sonst üblich – alles verändert und auf den Kopf gestellt, sondern punktuell angepasst. Auch wenn die Verteidigung weiterhin Raum für Wünsche bei Fans offenlässt, ist Olten auf dem Papier und laut meiner Einschätzung die beste und mit Sicherheit offensiv gefährlichste Mannschaft der zweithöchsten Schweizer Liga. Erst in den Playoffs gelten dann andere Gesetze. Gelingt es dem Trainer Chris Bartolone die Saison hindurch nicht, ein stabiles Defensivkonzept zu entwickeln, die Ruhe im Umfeld mit Siegen zu fördern und alle Spieler bei Laune zu halten, ist der EHCO dennoch keine Meistermannschaft.

La Chaux-de-Fonds will wieder vorne mitspielen
Jahrelang fielen die Neuenburger mit wildem Powerhockey auf. Oft offensiv gefährlich aber ebenso überhastet scheiterten sie deshalb schon in der ersten Playoff-Runde. Mit einem zudem nur durchschnittlichen Torhüter war der Traum von der Rückkehr in den Final meistens schon sehr früh ausgeträumt. In dieser Saison kann das ändern. Serge Pelletier hat als „Feuerlöscher“ in der letzten Saison ausgezeichnete Arbeit geleistet und einen Neuaufbau eingeleitet. Er kann die Equipe defensiv stabilisieren. Vor allem aber lassen einzelne Transfers die Hoffnung zu, dass La Chaux-de-Fonds in dieser Saison wieder jene Mannschaft wird, die es einmal war. Christophe Bays ist ein talentierter Torhüter, der eine starke Nummer eins sein kann. Alain Mieville, Adam Hasani, Gaëtan Augsburger und Philipp Wetzel sind Spieler mit Grösse, Kraft, Qualitäten und NLA-Erfahrung. Und die Ausländer Tim Coffmann und Brett Cameron sind als sehr stark einzuschätzen. Die vielen Veränderungen in der Mannschaft bringen Schwierigkeiten mit. Und wegen den Abgängen von Fabian Ganz und Daniel Eigenmann fehlt in der Abwehr doch einiges an Klasse. Für La Chaux-de-Fonds wird es eine Gratwanderung sein, die wahrscheinlich noch nicht bis ins Final reicht. Aber in den Halbfinal und in die Top-Vier.

HC Thurgau: Erfolgreicher Neuaufbau nach Aderlass?
Thurgau wird ein Farbtupfer in der NLB-Landschaft sein. Wieso? Weil es aktuell sehr schwer einzuschätzen ist, wie stark die Ostschweizer wirklich sind. Im letzten Jahr haben sie mit Jaedon Deschenau, Cameron Braes, Sacha Wollgast, Toms Andersons und Andri Spiller überzeugen können. In diesem Sommer haben diese Spieler den Club aber allesamt verlassen. Zwar sind neue dazugekommen – Franco Collenberg, Joel Steinauer, Lars Frei, Melvin Merola – doch damit muss Trainer Stefan Mair zuerst einen Neuaufbau starten. Immerhin einer ist geblieben: Janick Schwendener wird der Mannschaft als starker Torhüter auch in diesem Jahr ein wichtiger Rückhalt sein.

Die Farmteams: Zug mit Meister-Trainer am Start
Ich bin so frech und nehme Winterthur in dieses „Päckli“ gleich mit rein. Wieso? Von Winterthur dürfen wir leider auch in dieser Saison nicht zu viele Fortschritte erwarten. Zwar haben die Verantwortlichen unter dem Lead von Michel Zeiter versucht, weiter nach vorne zu gehen, mit beschränkten Mitteln ist aber auch nur ein kleiner Fortschritt möglich. Spieler wie Martin Alihodzic (Visp) oder Mike Küng (Thurgau) werden den Kader zwar leicht verbessern – für die Playoff-Qualifikation genügt es dem weiterhin nur mit einem Ausländer antretenden Team aber nicht. Da muss der auch so schon starke Remo Oehninger im Tor wahrlich zum Hexer werden.
Ähnliches zählt auch für Biasca und Connor Hughes. Die Veränderungen im Kader sind marginal, es ist zu erwarten dass Biasca auch in diesem Jahr gegen den letzten Platz kämpfen wird. Die Qualität in dieser Mannschaft hat sich von daher auch nicht markant gebessert – interessant dürften einzig die vereinzelt ausländischen Kräfte mit Schweizer Lizenz sein, weil deren Klasse nur schwer eingeschätzt werden kann.
Etwas stärker als Winterthur und Biasca sind damit Zug und die GCK Lions. Beide Mannschaften haben ein interessantes Kader, bei welchem nur wenige Rückschritte verzeichnet wurden. Die Küsnachter werden als einziges dieser Teams gemäss Eliteprospects mit zwei Ausländern agieren, auch daneben haben die Zürcher etwas mehr erfahrene Spieler, die zur erfolgreichen Ausbildung der Youngsters beitragen sollen. Jene Spieler lassen das Kader vermeintlich etwas stärker aussehen, in Zug dürften vielleicht aber die talentierten Jungen noch etwas besser sein als in Zürich. Und wer weiss, vielleicht macht Langenthals Meistertrainer Jason O’Leary für die innerschweizer den Unterschied mit seinem Coaching aus? Es ist zwar zu erwarten, dass die Farmteams so manchem Team in einzelnen Spielen gefährlich werden können, in den Halbfinals dürften sie aber bereits keine Rolle mehr spielen.

EHC Visp: Der Fortschritt lässt weiter auf sich warten
Die Abgänge beim EHC Visp sind marginal. Spieler wie Martin Alihodzic, Kris Schmidli (beide Winterthur), Nicholas Thibaudeau, Joel Aebi (Ajoie) und Ruben Rampazzo (IK Pantern) werden den Wallisern nicht fehlen. Nur leider aber sind die Zuzüge genauso wenig namhaft. Sacha Rochow ist zwar ein guter Backup-Torhüter aber bei den restlichen Transfers haben die Verantwortlichen um Sportchef Bruno Aegerter nur junge Perspektivspieler verpflichtet. Das ist zwar schonend fürs Budget, aber ermöglichen die Rückkehr in die Top Vier nicht. Wenn die altgedienten Leistungsträger in dieser Saison nicht reüssieren, wie es zu hoffen ist, droht Visp sogar der Fall auf den achten Rang. Denn auch auf den Ausländerposten können die Walliser mit Dan Kissel und Mark Van Guilder kaum überzeugen.

EHC Kloten: Ausländischer Torhüter als grösstes Fragezeichen
Der EHC Kloten hat sich vor allem in der Defensive einiges geleistet. Philippe Seydoux, Fabian Ganz, Nicholas Steiner, Alain Bircher, Rene Back – sie alle sind Top-Verteidiger und werden dazu beitragen, dass Kloten vielleicht sogar die beste Abwehr der Liga stellen kann. Offensiv hat die Mannschaft durchaus Potenzial. Romano Lemm, Fabian Sutter, Patrick Obrist, Jeffrey Füglister – auch diese Namen sind bekannt und dürften in der NLB eher zu den besseren Akteuren gehören. Womöglich haben die Klotener aber dennoch einen gewichtigen Fehler gemacht: In der NLB „vergeudet“ man keine Ausländerlizenz für einen Torhüter. Zwar hat Lausanne damit einst den Aufstieg geschafft, Cristobal Huet war aber besser als Bernhard Starkbaum. Dennoch gehört Kloten zu den Favoriten – vielleicht nur nicht zum besten Favoriten…

HC Ajoie: Alle Jahre wieder der beste Geheimtipp
Einmal mehr gehört Ajoie zu meinem persönlich engen Favoritenkreis. Sie haben mit Philip-Michael Devos und Jonathan Hazen überragende Ausländer, mit Dominic Nyffeler und Joel Aebi zwei starke Torhüter und defensiv wie offensiv konnten sie mit einzelnen Transfers an Skills und Grösse zulegen. Wenn Matthias Joggi (von Biel) fit ist, wird er ihnen gut tun. Gleiches gilt für Dan Weisskopf und Alain Birbaum (kam im Laufe der letzten Saison) in der Abwehr. Ajoie ist gross, kräftig und hat schnelle Spieler und einen guten Trainer. Mit den Jurassiern muss man in dieser Saison rechnen.

Eine Frage bleibt damit unbeantwortet: Wer wird im kommenden Frühling Meister? Jeder Eishockey-Kenner weiss, dass bis dahin noch sehr viel passieren kann. Spieler werden transferiert, andere fallen verletzungsbedingt aus. Manch einem Team schaden diese Veränderungenen, einem anderen helfen sie. Spieler überraschen, andere enttäuschen. Nach der jetzigen Ausgangslage gibt es deshalb unterschiedliche potenzielle Favoriten. Desktopstories.ch warnt aber wie gewohnt vor einer Mannschaft: Ajoie kann mit einem passenden Schlussspurt ganz, ganz gefährlich werden.

Prognose-Tabelle für die Qualifikation:

  1. EHC Olten
  2. HC Ajoie
  3. EHC Kloten
  4. HC La Chaux-de-Fonds
  5. SC Langenthal
  6. HC Thurgau
  7. EV Zug Academy
  8. EHC Visp
  9. GCK Lions
  10. Winterthur
  11. Biasca

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