Erstmals seit langem haben in der Tabelle alle Mannschaften der NLB gleich viele Spiele auf dem Konto. Auf desktopstories.ch nehmen wir das zum Anlass, ein paar Fakten und Analysen rund um den SC Langenthal zu verbreiten.
Brent Kelly beweist es allen – einmal mehr
Immer wieder höre ich sie, die Stimmen die mit unserem Ausländer unzufrieden sind. Zu wenig Zweikämpfe nimmt er an, zu lasch spielt er, immer nur Scheibe tief, kein Durchsetzungsvermögen und er ist keiner der ein Spiel wenden kann. Liebe Leserinnen und Leser: Brent Kelly ist nicht Eric Lecompte. Und um ehrlich zu sein: Wir können froh sein! Es ist nicht die Aufgabe eines Ausländers Boxkämpfe zu gewinnen, harte Checks auszuteilen oder Stöcke kurz und klein zu schlagen. Das diente vor Jahren, als der SCL noch nicht um den Titel kämpfte, als Ersatz-Unterhaltung. Dass Lecompte auch noch Punkte sammelte war genial – in der heutigen Zeit ist er aber fast so etwas wie ein Einhorn geworden. Oder wäre ein Dominic Forget besser, wenn wir zuletzt nur auf Rang sieben stehen?
Heute wollen wir die besten der Liga sein und das geht nur, wenn der Ausländer eine Aufgabe übernimmt: Skoren. Und das kann – wir blicken auf die Scorerliste – keiner so gut wie er. Just als der SC Langenthal in der Krise war, hat er ausserdem sein Spiel Schritt für Schritt etwas angepasst und mehr gekämpft. Es hat gedauert. Aber nach acht torlosen Spielen hat er in den letzten sechs Spielen sieben Tore und neun Assists gesammelt. Einfach nur genial. Er ist der Hauptgrund für den Umschwung seit der Natipause. Mehr kann man nicht erwarten – seine +12-Bilanz unterstreicht aber auch noch, dass er nur wenige Tore kassiert und somit auch noch ein defensives Gewissen besitzt. Er ist damit zweifellos der beste SCL-Spieler des ersten Meisterschaftsdrittels – womöglich sogar der Liga. Und so gratuliere ich ihm heute nicht nur zu seinem 36. Geburtstag, sondern auch zu einem famosen Saisonstart. Go on Machine Gun Kelly!
Eine Träumerei: „Ausländer-Quartett“ schiesst Kloten ab
Ich persönlich spreche immer von „unseren drei Ausländern“. Nicht etwa, weil ich Stefan Tschannen den Schweizer-Pass aberkennen will, sondern weil er mit seiner Leistung mühelos als Ausländer durchgehen würde. Er ist weiterhin der beste Schweizer Skorer obwohl er drei Spiele ausgelassen hat und er weist eine starke Plus-Minus-Bilanz auf und geht als Captain im Team voran. Aber lassen wir diesen Exkurs: Nun stellen sie sich vor, Jeff Campbell’s Genesung verläuft wie gehofft. In den Playoffs können wir den Kanadier noch schonen, nicht dass er einen erneuten Rückfall erleidet. Aber dann, wenn es denn wirklich zählt, stehen wir dem EHC Kloten in der Liga-Qualifikation mit einem Ausländer-Quartett gegenüber. Jeff Campbell, Stefan Tschannen, Kim Karlsson und Brent Kelly. Kevin Schläpfer – zieh dich warm an! – Ende der Träumerei.
Hat der SCL ein Goalieproblem?
Ja. So einfach ist die Antwort zur Zeit. Marco Mathis ist in letzter Zeit den Erwartungen nicht gerecht geworden. Seine Fangquote sagt eigentlich alles. Mathis gehört mit 90.07 Prozent nicht zu den schlechten Torhütern. Aber er gehört auch nicht zu den Guten. Ein guter Torhüter steht zwischen 91 und 93 Prozent, Melvin Nyffeler weist sogar 94,22 auf. Mathis hat zwar bewiesen, dass er Spiele positiv beeinflussen kann, er macht das aber zu wenig konstant. Dazu kommt der Faktor Verteidigung. In einer guten Verteidigung kann ein Torhüter einfacher brillieren, sein Wert wird daher noch etwas nach oben korrigiert. In einer schlechten Mannschaft ist der Torhüter wahrscheinlich etwas unter seinem möglichen Wert. Wenn Connor Hughes bei den Biasca Ticino Rockets auf 90.10 % Fangquote kommt, ist das ein besser Wert als Mathis’ 90.07 Prozent in einem Team, das auf dem zweiten Platz steht. Noch in der letzten Saison war Mathis konstant über 91 Prozent. Zuletzt verteidigte der SCL aber oft zu wenig geschickt und ausserdem ist Mathis nicht mehr auf seinem Bestlevel. Das kann sich nun auf zwei Arten korrigieren: Marco Mathis macht endlich einen grossen Sprung nach vorne und korrigiert was er selbst korrigieren kann, oder die Verteidigung wird wieder etwas besser. Yannick Wildhaber weist zwar eine Quote von 93,14 Prozent auf, in seinen Einsätzen profitierte er aber stark von den Verteidigern, gegen Rapperswil agierte er ausserdem gleich zwei Mal unglücklich. Passiert weder noch ist und bleibt die Torhüterposition das grösste Fragezeichen auf dem Weg zur Titelverteidigung. Und dafür braucht es zweifellos einen starken Goalie.
Rundherum: Ajoie ist gefährlicher als Olten
Bei unseren Nachbarn schwanke ich hin und her, bin aber doch nicht so richtig überzeugt. Trotz vielen Verletzten konnten sie sich vorne halten – ein Grund sie zu loben. Und dennoch: Beim EHC Olten vermisse ich Arbeiter wie es Tom Gerber und Silvan Hess sind. In der Aufstellung des EHCO findet sich ein unvergleichbar grosses Talent. Und fast jeder dieser Akteure wäre in einem anderen Team ein potenzieller Powerplay-Spieler. Einer der aufrüttelt und kämpft, der fehlt für mich. Ich nehme ein Beispiel: Als die Leistung des SC Langenthal gegen Visp drohte einzubrechen, schickte Per Hånberg seine vierte Linie auf das Eis. Silvan Hess ging voran, führte zwei Checks aus und holte zuletzt die Scheibe mit einem Kraftakt. Solche Aktionen rütteln auf. Langenthal hat zu Null gespielt. Solange Olten geschmeidig durch die Qualifikation laufen kann, sind sie gefährlich. Auch am Sonntag für den SCL. Ob das auch in den Playoffs – bis zum Schluss – gelingt, ist zwar nicht unmöglich, aber fragwürdig.
Um den Zwischentitel aufzugreifen: Ajoie hat solche Leute. Und vor allem haben sie eine Defensive, die mit punktuellen Ergänzungen vor den Playoffs für etwa die dritte Linie stark sein kann. In Olten müsste die Verteidigung verstärkt werden – das ist in diesem Moment aber meistens schon zu spät, zumal der Markt dann wenig hergibt. In der heutigen Zusammenstellung ist für mich aber keines der beiden Teams ein absoluter Topfavorit. Das gilt aktuell nur für Langenthal und Rapperswil. Und um den Blick noch ein bisschen auszuweiten: Auch Visp und La Chaux-de-Fonds werte ich keineswegs als Topfavorit, Thurgau ebenso wenig. Während ich von Thurgau positiv überrascht bin, erfüllen La Chaux-de-Fonds und Visp meine tiefen Erwartungen gerade so, der HCC enttäuscht gar ein wenig.
Füglister und Dünner wie eh und je
Die Scorerliste der NLB – Tschudligung, Swiss League – macht grossen Spass. Mit Jeffrey Füglister und Nico Dünner stehen zwei weitere in den Top 20 der Skorer. Füglister hat dabei sogar einen Ein-Punkt-pro-Spiel-Schnitt bei je elf Toren und Assists. Das erfreut. Teilzeit-Erfreulich war derweil die dritte Linie. Dario Kummer zeigte zwar zuletzt defensive Qualitäten und steht sehr oft genau richtig, offensiv hinkt er seiner erwarteten Punkteausbeute noch etwas hinterher. Patrick Schommer zeigte in den letzten sechs Spielen immerhin vier Mal eine überzeugende Leistung und Robin Leblanc nutzt zumindest viele seiner Chancen zu immerhin sechs Treffern. Wenn diese Linie noch ein bisschen besser wird – jeder für sich und gemeinsam – hat der SCL drei überragende Offensivlinien. Und etwas darf man nicht vergessen: Irgendwann – hoffentlich bald – kehrt auch noch Pierrick Pivron zurück.
Zum Schluss: Youngsters in der Verteidigung ganz gross
Philip Ahlström, Mike Völlmin, Luca Christen und Colin Gerber haben sich im ersten Meisterschaftsdrittel ganz grosse Lorbeeren verdient. Wenn die Top-Drei mit Philipp Rytz, Claudio Cadonau und Aurélien Marti ausfällt, dann würde vielerorts Panik ausbrechen. Philip Ahlström und Mike Völlmin übernahmen die Rolle als Zweitlinien-Verteidiger aber prompt und brillierten auch noch. Dass mit Colin Gerber und Luca Christen eigentlich konstant zwei Junioren mit 98er-Jahrgang eingesetzt wurden, ist kaum aufgefallen. Ganz grosses Kino!
Einer möchte ich zum Schluss nicht vergessen: Die Auftritte von Luca Kiener (Jg. 2000) waren stark. Die Ruhe in Person, ohne auffällige Fehler und dann haut der freche Kerl auch noch Josh Primeau und Jan Mosimann von den Socken. Einfach genial.
Wer heute Abend in Winterthur Lorbeeren sammelt steht mit Sicherheit auch im Live-Ticker. Hier klicken.
Und ganz nebenbei empfehle ich allen SCL-Fans auch noch diese News: Marc Kämpf verlängert beim SC Bern um zwei Jahre
Dieser Beitrag wird präsentiert von:
Ligaquali und Aufstieg. Da gibts gar keine Diskussion.
Alle anderen Teams sind chancenlos.
Und in der nächsten Saison Meister im A.
Wer könnte dem magistralen SCL wiederstehen?
Und falls Ihr’s nicht wisst: Die Erde ist eine Scheibe!
Auch wenn der SCL dem EHC Kloten gegenüberstehen würde, wärs ja ein weiterer Witz. Der SCL hatte die Chance im letzten Frühling gegen ein desolates Ambri und hat die Ligaquali zur Farce verkommen lassen.
Ich möchte den SCL nur in der Ligaquali, wenn sie auch wirklich aufsteigen wollen, was ich stark bezweifle seit letztem Frühling.
Dann doch lieber Rappi, die wollen wenigstens aufsteigen. Olten zwar auch, aber die mag ich einfach nicht so.